Birkenau

Flammen mit Kohlendioxid erstickt

Löscharbeiten nach dem Schwelbrand in einem Silo in der Carlebachmühle in Birkenau werden am Sonntagnachmittag beendet

Mit vollem Atemschutz und Schubkarre für Schubkarre mussten die Einsatzkräfte der Birkenauer Feuerwehr nach dem Brand in einem Silo in der Carlebachmühle die Hackschnitzel ins Freie transportieren. Foto: Astrid Wagner
Mit vollem Atemschutz und Schubkarre für Schubkarre mussten die Einsatzkräfte der Birkenauer Feuerwehr nach dem Brand in einem Silo in der Carlebachmühle die Hackschnitzel ins Freie transportieren.

Auch 48 Stunden nach der Alarmierung forderte ein ungewöhnlicher Brand noch zahlreiche Einsatzkräfte auf dem Gelände der Carlebachmühle im Birkenauer Tal. In einem mit rund 200 Kubikmetern Sägeresten und Hackschnitzeln gefüllten Silo war am Freitag ein Schwelbrand ausgebrochen (wir haben berichtet).

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Rund 300 Feuerwehrleute, so schätzte es Landrat Christian Engelhardt am Sonntag, seien im Wechsel bis dahin bereits im Einsatz gewesen, darunter auch viele Atemschutzgeräteträger. Am Samstagnachmittag waren die Einsatzkräfte gerade dabei, Schubkarre für Schubkarre an Hackschnitzeln aus dem Silo zu bringen. Sie mussten dabei vorsichtig und mit voller Schutzmontur vorgehen. Noch immer herrschte die akute Gefahr einer Staubexplosion.

Mitarbeiter geben Alarm

Was war geschehen? Bemerkt hatten den Brand Mitarbeiter der Firma Löser am Freitagvormittag. Wie Firmeninhaber Herbert Löser im Gespräch mit unserer Redaktion mitteilte, wird in der Schreinerei des Laden- und Messebaus anfallendes Abfallmaterial aus Holz klein gemahlen, abgesaugt und in das Silo geblasen. Vielleicht, so Löser, sei da ein glühendes Teil mit in das Silo gewandert. Die Luft werde gefiltert und in die Schreinerei zurückgeblasen.

Die Mitarbeiter hätten Brandgeruch bemerkt und „dann ging das Gerenne los“. Man habe zunächst versucht, mit dem Schlauch zu löschen. Als das nichts nützte, habe man schließlich die Feuerwehr informiert. Um 10.41 Uhr am Freitag setzte die Leitstelle Bergstraße die Alarmmeldung „Brand von/in Gebäuden“ ab. Löser zeigte sich beeindruckt, wie schnell die örtlichen Kräfte gemerkt hätten, dass sie mit den eigenen Möglichkeiten und Materialien nicht viel weiterkommen würden. Schnell seien die Werksfeuerwehren von Freudenberg Weinheim und von der BASF Lampertheim zugezogen worden.

Komplexe Herausforderung

Die Problematik: Der Schwelbrand konnte nicht einfach mit Wasser gelöscht werden, sondern stellte die Einsatzkräfte vor eine komplexe Herausforderung. Viel technisches Know-how war gefragt. Der Brand musste mit Kohlendioxid erstickt werden. Teilweise wurden die hohen Temperaturen im Innern des Silos mit Stickstoff heruntergekühlt. Die Rede war von Höchsttemperaturen im Silo von um die 1000 Grad und tiefsten Temperaturen nach dem Abkühlen von rund minus 36 Grad. Die ersten Schubkarren an Material, die aus dem Silo gebracht wurden, waren dann auch eiskalt.

Den Stickstoff lieferte nach Aussagen von Birkenaus Bürgermeister Milan Mapplassary die Werksfeuerwehr von Merck. Mapplassary war am Samstagmittag zum wiederholten Male an der Einsatzstelle und zeigte sich insbesondere beeindruckt von der Zusammenarbeit der verschiedenen Wehren: „Das zeigt, dass man immer auf Unterstützung von außen bauen darf und kann.“ Als es um die Beschaffung von Stickstoff ging, sei das ohne große Probleme gelungen, da auch hier das Netzwerk funktioniert habe. Auch das Miteinander der Feuerwehren – ob Berufs- oder Freiwillige Feuerwehr – habe reibungslos geklappt, obwohl man sonst nie miteinander übe: „Strukturen und Sprache sind überall gleich.“

Für Ablösung gesorgt

Zuerst am Einsatzort waren am Freitag die Feuerwehren aus Birkenau und den Ortsteilen. Später kamen dann auch Feuerwehrleute der Wehren Lauten-Weschnitz/Mitlechtern und Zotzenbach zum Einsatz, um die Kameraden immer wieder abzulösen. Bis Sonntag waren es laut Landrat 14 Feuerwehren aus dem Kreis Bergstraße sowie die Wehr aus Erbach im Odenwaldkreis, die vor Ort mit anpackten. Auch das Technische Hilfswerk und Rettungsdienste waren vor Ort. Zudem wurde der in Lampertheim stationierte Einsatzleitwagen 2 alarmiert, außerdem eine Messeinheit angefordert und die Lorscher Feuerwehr steuerte eine hoch ausfahrbare Arbeitsbühne bei. Ein Bild vor Ort machte sich außerdem die Brandschutzaufsicht des Kreises. Die eingesetzten Feuerwehrleute wurden immer wieder abgelöst, die Verpflegung vor Ort funktionierte bestens.

Die Feuerwehrleute konnten am Sonntag gegen 17 Uhr den Einsatz beenden, damit war aber ihre Arbeit noch nicht getan, denn "die Nachbereitung dauert noch länger", wie Gemeindebrandinspektor Jan Hofmann erklärte.