Gorxheimertal

Gorxheimertal trauert um Germaid Fitz

Die Ehrenbürgermeisterin stirbt im Alter von 84 Jahren. In ihrer 18-jährigen Amtszeit hat sie die Talgemeinde ein gutes Stück vorangebracht.

Eine Unzahl von Ehrengästen war am 7. Januar 2014 in das Gorxheimertaler Rathaus gekommen, um mit der Ehrenbürgermeisterin Germaid Fitz ihren 75. Geburtstag zu feiern. Auf unserem Bild gratuliert der damalige Landrat Matthias Wilkes. Ferner sind zu sehen (sitzend von links) Landrat a. D. Dr. Dietrich Kaßmann, der frühere Kreistagsvorsitzende Werner Breitwieser und dessen Nachfolger Gottfried Schneider. Foto: Fritz Kopetzky
Eine Unzahl von Ehrengästen war am 7. Januar 2014 in das Gorxheimertaler Rathaus gekommen, um mit der Ehrenbürgermeisterin Germaid Fitz ihren 75. Geburtstag zu feiern. Auf unserem Bild gratuliert der damalige Landrat Matthias Wilkes. Ferner sind zu sehen (sitzend von links) Landrat a. D. Dr. Dietrich Kaßmann, der frühere Kreistagsvorsitzende Werner Breitwieser und dessen Nachfolger Gottfried Schneider.

Die große Gorxheimertalfahne am Rathaus trägt seit gestern Trauerflor: Ehrenbürgermeisterin Germaid Fitz ist tot. Die „große Dame“ der Talgemeinde ist nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren gestorben. Die Nachricht von ihrem Ableben hat sich in Windeseile verbreitet und bei allen, die sie kannten oder auch nur beruflich mit ihr zu tun hatten, tiefe Trauer, ja Bestürzung ausgelöst.

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Impressum

Als hessenweit erste Frau im Bürgermeisteramt hat Germaid Fitz ein kleines Stück an der Geschichte des Bundeslandes mitgeschrieben. In der Geschichte von Gorxheimertal, das ihr zur Heimat geworden war, tragen nach ihrer 18-jährigen Amtszeit gleich mehrere Kapitel ihre Handschrift. In ihren drei Amtsperioden war es ihr gelungen, die Talgemeinde ein gewaltiges Stück nach vorn zu bringen.

Das ist aber nur die eine Seite dessen, was von ihr in Erinnerung bleiben wird. Wer das Glück hatte, sie persönlich zu kennen, wird wohl ein Leben lang eine Frau im Gedächtnis behalten, die ihre Aufgaben klug und stets auch mit einer Prise Humor anging, eine Persönlichkeit von umwerfender Freundlichkeit, die Güte und Herzenswärme ausstrahlte wie kaum eine zweite.

Geboren in Olmütz/Mähren

Das Licht der Welt erblickte Germaid Fitz, geborene Stach, am 7. Januar 1939 in Olmütz/Mähren. Am 19. Juli 1946 kam sie im Zuge der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg in Begleitung ihrer Mutter, Großmutter und Schwester als siebenjähriges Mädchen in das Gorxheimer Tal nach Unter-Flockenbach. Nach ihrer Schulausbildung trat Germaid Fitz fast genau zehn Jahre später, am 1. Juli 1956, ihren Dienst in der damaligen Gemeindeverwaltung Unter-Flockenbach/Gorxheim an, wo sie 1961 zur Standesbeamtin ernannt wurde.

Unter mehreren Bürgermeistern sammelte sie die Erfahrungen, die ihr das Rüstzeug für ihre spätere berufliche Tätigkeit gaben. Trotzdem kam es 1981 für viele überraschend, dass sie von der örtlichen CDU gebeten wurde, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. Sie entsprach dieser Bitte und wurde am 18. September 1981 – damals noch von der Gemeindevertretung – auf den Chefsessel im Rathaus gewählt. Ihren Dienst trat sie am 1. Januar 1982 an.

1987 wurde Germaid Fitz durch die Gemeindevertretung im Amt der Bürgermeisterin bestätigt. Schon allein dadurch kam zum Ausdruck, dass sie sich längst auch die Wertschätzung des politischen Gegners erworben hatte. Wie hoch ihr Beliebtheitsgrad innerhalb der Bevölkerung von Gorxheimertal war, wurde bei der ersten Bürgermeisterdirektwahl 1993 deutlich: 91 Prozent der Wähler sprachen sich für ihre dritte Amtszeit aus – ein Traumergebnis.

Während ihrer 18-jährigen Amtszeit wurden in der Talgemeinde unzählige Maßnahmen, vor allem baulicher Art, verwirklicht, die die Infrastruktur bis zum heutigen Tag prägen. Dass die Gorxheimertaler ihre großen Feste schon seit vielen Jahren auf dem Germaid-Fitz-Platz feiern, macht den Stellenwert der früheren Bürgermeisterin innerhalb der Gemeinde ebenfalls deutlich.

Herzensangelegenheit Vereine

Die Vereine waren ihr stets eine Herzensangelegenheit, mit Schulen, Kirchen und Geldinstituten war sie, für die der Bürger bei allen Entscheidungen im Mittelpunkt stand, während ihrer Amtszeit in ständigem Austausch. Dass sich die drei Ortsteile Gorxheim, Unter-Flockenbach und Trösel heute als geschlossene Gemeinschaft präsentieren, dürfte in hohem Maße ebenfalls auf das Wirken von Germaid Fitz zurückzuführen sein.

Neben ihrer Tätigkeit als Bürgermeisterin bekleidete sie eine Unzahl von Ehrenämtern. Unter anderem gehörte sie 14 Jahre lang dem Kreistag an und arbeitete dort in mehreren Ausschüssen mit. Zudem wirkte sie in Gorxheimertal als Schiedsfrau und Ortsgerichtsvorsteherin, war im Vorstand des Abwasserverbandes Grundelbachtal, stellvertretende Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes Bergstraße, Vorsitzende des örtlichen Bundes der Vertriebenen, im Vorstand des Sparkassenzweckverbandes und in vielfältiger Weise in mehreren Ortsvereinen aktiv.

Seit 2000 Ehrenbürgermeisterin

Für dieses Engagement wurde sie 2007 mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet, eine Ehrung, die beileibe nicht die einzige sein sollte. Für ihre außerordentlichen Verdienste wurde sie 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt, das ihr der spätere hessische Ministerpräsident Volker Bouffier überreichte. Im Mai des Jahres 2000 wurde sie zur Ehrenbürgermeisterin von Gorxheimertal ernannt.

Ihr privates Glück fand sie 1965, als sie den ebenfalls unvergessenen Horst Fitz heiratete, der sich wie seine Ehefrau ehrenamtlich für das Gemeinwohl einsetzte. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor.

„Wärme in die Politik gebracht“

Sollte man das Wirken von Germaid Fitz in einem kurzen Satz zusammenfassen, so ist dies ihrem Bruder, dem früheren Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Karl-Heinz Stach, wohl am prägnantesten gelungen: „Sie hat Wärme in die Politik gebracht“, hat er einmal über seine Schwester gesagt, die in den Herzen vieler Gorxheimertaler weiterleben wird