Fürth

„Ich versuche so oft wie möglich, dem Publikum nahe zu sein“

Stahlzeit ist eine der erfolgreichsten Rammstein-Tribute-Bands. Demnächst treten sie beim Steinbachwiesen-Open-Air in Fürth auf. Unsere Redaktion hat mit Frontmann Heli Reißenweber gesprochen - auch über die Vorwürfe gegen Till Lindemann.

Stahlzeit-Frontmann Heli Reißenweber tritt beim Steinbachwiesen-Open-Air in Fürth auf. Foto: Jana Breternitz
Stahlzeit-Frontmann Heli Reißenweber tritt beim Steinbachwiesen-Open-Air in Fürth auf.

Seit neun Jahren steht „Stahlzeit“ als europaweit beste Rammstein-Tributeband für das dreitägige Steinbachwiesen-Open-Air in Fürth. Zahlreiche Fans der NDH (Neuen Deutschen Härte) kommen von weit her, um die aufwendige Pyro-Show, den brachialen Sound zusammen mit den für Rammstein typischen provokanten Texten hautnah zu erleben.
Unsere Redaktion sprach vor Kurzem mit dem Frontmann von Stahlzeit, Helfried „Heli“ Reißenweber, über eine bombastische Show mit knallharter Performance, brennenden Herzen und über die Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann.
Heli Reißenweber, wie hoch ist Ihr Gewichtsverlust nach einer dreistündigen Mammutshow, in der Sie Ihrem aktuellen Show-Motto gemäß die Bühne in „Schutt und Asche“ gelegt haben? Vor allem, wie geht es Ihren Stimmbändern nach dem Reibeisen-Marathon mit teutonisch gerolltem „R“?
Heli Reißenweber: An mein Gewicht habe ich noch nie gedacht, zumal nach der Show keine Waage greifbar ist. Das wäre aber mal eine Idee. Was die Stimme angeht, so habe ich keinerlei Probleme, vorausgesetzt, der Bühnen-Sound stimmt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Gesangsunterricht hatte. Allerdings kann es auf der Tour nach drei bis vier Shows mit wenig Schlaf vorkommen, dass die Stimme darunter leidet.
Die Formation „Stahlzeit“ gilt seit 2005 europaweit als authentischste Rammstein-Tributeband. Hinzu kommt bei Ihnen die stimmliche und optische Ähnlichkeit mit dem Frontmann des Originals sowie die bombastische, an Rammstein angelehnte, Pyro-Show. Liegt hinter all dem Erfolg, den ausverkauften Konzerten mit ausgeflippten Fans nicht auch ein Druck, stets die erwartete Qualität zu halten?
Reißenweber: Nicht nur zu halten, sondern auch zu toppen, das machen wir uns Jahr für Jahr zur Aufgabe. Stets wird an der Show gefeilt, damit wir uns immer wieder steigern. Schließlich soll sowohl bei unserem Publikum als auch innerhalb der Band keine Routine aufkommen. Wir möchten unseren Fans stets das Beste bieten. Denn das haben sie verdient, wenn sie unser Konzert besuchen.
Rammstein ist bekannt für harte Texte und martialisches Auftreten. Provokationen scheinen dabei gewollt zu sein. Stahlzeit steht dem Original auch in dieser Hinsicht in nichts nach. 2009 hat die Bundesprüfstelle das Rammstein-Album „Liebe ist für alle da“ vorübergehend auf den Index für jugendgefährdende Medien gesetzt. Wie ging es Ihnen bei Ihrer ersten Performance von „Bück dich“ inklusive der Wasser-Ejakulation mit dem Kunst-Penis?
Reißenweber: Ich hatte damit von Anfang an kein Problem, weil ich dieses Rocktheater liebe.
Bei Rammstein zählt vor allem der provokante Stil und die knallharte Show. Musikalisch ist die Band eher einfach strukturiert: Harte Gitarenriffs, pulsierende Rhythmen, elektronische Sounds. Haben Sie denn bei der Gründung von Stahlzeit Wert auf technisch versierte Musiker gelegt?
Reißenweber: So einfach, wie die Musik klingt, ist sie nicht. Da merkt man, wie gut die Musiker von Rammstein eigentlich sind. Dieses musikalische Können setzen auch wir voraus. Unsere Musiker müssen zwar keine Virtuosen sein, doch sie sollten ihr Handwerk verstehen und vor allem richtig Bock auf das Ganze haben.
Bei dem Song „Mein Herz brennt“ reißen Sie sich Ihr brennendes Herz aus der Brust, gleichzeitig schießen gewaltige Feuerfontänen empor. Ist mit dem brennenden Herzen Ihre Verehrung für das Original und das Element „Feuer“ gemeint?
Reißenweber: Ich verehre Rammstein schon sehr lange. Alles, was wir auf der Bühne tun, ist eine Verneigung vor dieser großartigen und einzigartigen Band.
Dürfen wir zum Schluss noch auf ein Thema zu sprechen kommen, das derzeit sicherlich in jedem Interview mit Ihnen vorkommt. Und doch ist uns Ihre Meinung wichtig. Wie stehen Sie zu den Vorwürfen der sexuellen Gewalt, die gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann kursieren? Hatten die Negativ-Schlagzeilen eine Auswirkung auf den Vorverkauf Ihrer aktuellen Tour?
Reißenweber: Dazu möchte ich keinen Kommentar abgeben.
Zum Schluss noch eine Frage: Ist es nicht schade, dass dieser momentane Hype um Rammstein für „Stahlzeit“ und zahlreiche andere Bands einen wichtigen Konzert-Bereich beeinträchtigen könnte: Die Nähe zum Publikum?
Reißenweber: Ich persönlich versuche, so oft es geht, dem Publikum nahe zu sein. Ich gehe während der Show regelmäßig in die erste Reihe, während unser Keyboarder Ron bei dem Song „Haifisch“ mit dem Boot übers Publikum fährt. Zudem haben Ron, Mike und ich noch unsere Band „Maerzfeld“, mit der wir eigene Songs interpretieren. Da gehört es auch dazu, dass wir nach dem Konzert mit den Fans das ein oder andere Bierchen trinken.

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