Gorxheimertal

Mit Weitblick in Richtung Zukunft

Kandidat Frank Kohl wählt für ein Gespräch vor Ort den Daumberg. Ein Spaziergang mit Blick über Gorxheimertal - was er mit der Gemeinde verbindet und welche Pläne er für sie hat.

Der Daumberg weckt in Bürgermeisterkandidat Frank Kohl nicht nur viele Erinnerungen, sondern ist auch Sinnbild für die Gegenwart und Zukunft der Gemeinde. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er für ein Gespräch diesen Ort wählte. Foto: Fritz Kopetzky
Der Daumberg weckt in Bürgermeisterkandidat Frank Kohl nicht nur viele Erinnerungen, sondern ist auch Sinnbild für die Gegenwart und Zukunft der Gemeinde. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er für ein Gespräch diesen Ort wählte.

Wenn Frank Kohl seinen Blick vom Daumberg aus über das vor ihm liegende Tal schweifen lässt, dann wird eines ganz deutlich: Er ist in Gorxheimertal verwurzelt. Zu jeder Himmelsrichtung fallen ihm Anekdoten zu Gemeinde und Bewohnern ein, und er denkt dabei nicht nur an die Gegenwart, sondern auch an die Vergangenheit und vor allem an die Zukunft von Gorxheimertal. Kohl bewirbt sich um das Amt des Bürgermeisters, am 8. Oktober wird gewählt.

Für ein Gespräch vor Ort mit dem Treffpunkt seiner Wahl schlägt Kohl, der sich als waschechten „Talemer“ bezeichnet, einen Spaziergang auf dem Daumberg in Trösel vor. Warum ausgerechnet dort? „Weil dieser Ort einen Rundumblick ermöglicht und weil ich auch persönlich viel mit ihm verbinde“, sagt Kohl am Fuße des Daumbergs stehend an einem Nachmittag im September. Er, zu dessen Hobbys vor allem auch das Wandern in der Heimat und auf Jakobswegen zählt, wirft sich den Rucksack über die Schulter und los geht es über die Wiese geradeaus nach oben. Was folgt, ist ein Gespräch über das, was war, und über das, was kommt.

Auf der Höhe angekommen zeigt Kohl, unter welchem der Trösler Dächer er aufgewachsen ist und die ersten 20 Jahre seines Lebens verbracht hat, bevor er nach Gorxheim zu seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau gezogen ist. Dort lebt er mit seiner Familie noch heute.

Mit Unterstützung der Familie

Kohl ist Vater von vier Kindern im Alter zwischen 20 und 27 Jahren, von denen alle bereits erfolgreich ihren eigenen Lebensweg eingeschlagen haben, sagt er sichtlich stolz. Seine Familie unterstützt ihn bei seiner Entscheidung, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren – und ohne diesen Rückhalt sei die Kandidatur nicht möglich. „Als Uwe Spitzer Anfang dieses Jahres verkündet hat, dass er nicht mehr kandidiert, dachte ich: Das ist für mich ein guter Zeitpunkt der beruflichen Veränderung. Früher hat sich mir diese Frage aus familiären Gründen gar nicht gestellt. Nun hat es einfach gepasst“, sagt Kohl.

In unmittelbarer Nähe zu seinem Elternhaus befindet sich der Sportplatz, auf dem er vor allem als Jugendlicher und Spieler der Jugend der Spielgemeinschaft kickte. Und er zeigt auf den Rodelhang, auf dem er in seiner Kindheit so manchen Winter verbracht und im Sommer Baumhäuser gebaut hat. Apropos Schnee: Kohl erinnert sich an die legendären und originellen Daumbergrennen, die mit einer Länge von rund zwei Kilometern in der Region einen Sonderstatus eingenommen hatten. Bei diesen sei er, obwohl er Mitglied im Skiclub Trösel ist, zwar nie selbst mitgefahren, aber er habe sie mit Begeisterung mitverfolgt und als DRK-Helfer begleitet, erklärt er mitten auf der ehemaligen Strecke stehend.

Nutzung von Solarenergie

Statt Schnee leuchtet das sattgrüne Gras in der Septembersonne – „vor ein paar Wochen sah das ja noch anders aus“, sagt er und erinnert an die Hitzeperioden mit wenig Niederschlag. Das Thema Klimawandel ist so präsent wie nie zuvor und mit Blick auf die Dächer von Gorxheimertal wird deutlich: „Es gibt schon einige Photovoltaikanlagen, aber leider noch zu wenige, obwohl viele eine gute Ausgangslage mit viel Sonne haben“, sagt Kohl. Wie er die Nutzung von Solarenergie voranbringen möchte? „Mit mehr Informationsmöglichkeiten, um eventuelle Bedenken zu nehmen.“ Der Beitritt zum Landschaftspflegeverband sei zudem ein wichtiger Schritt für den Umweltschutz gewesen. Kohl hofft auf weiteres ehrenamtliches Engagement in Sachen Naturschutz und zeigt auf einige Bienenkästen, die am Waldrand stehen. Auch den kürzlich veranstalteten „Tag der Natur“ führt er als positives Beispiel an, um das Verständnis für die Umwelt weiter zu schulen.

"Eine herausfordernde Topographie"

Beim weiteren Blick über die Gemeinde fällt auch der eine oder andere Baukran auf. „Es ist kein Geheimnis, dass Gorxheimertal eine herausfordernde Topographie aufweist, mit nicht allzu vielen Möglichkeit von Neubaugebieten – auch in Bezug auf Ansiedlung von Gewerbe, das viel Platz benötigt.“ Die Gemeinde steht trotz schwacher Einkommensseite finanziell gut da. Partiell müsse man jedoch über Neubaugebiete nachdenken, ohne einen zu großen Einschnitt in die Natur vorzunehmen, die es zu schützen gelte. Junge Menschen zu halten und weiter anzusiedeln sei wichtig und der demographische Wandel das wohl „größte Thema, dem wir uns stellen müssen“, denn der Wandel in der Bevölkerungsstruktur habe auch Auswirkungen auf die kommunalen Finanzen.

Hier das Elternhaus, dort der Lebensmittelpunkt seiner Familie: Frank Kohl ist in Gorxheimertal verwurzelt und hat zu jeder Himmelsrichtung etwas zu erzählen. Foto: Fritz Kopetzky
Hier das Elternhaus, dort der Lebensmittelpunkt seiner Familie: Frank Kohl ist in Gorxheimertal verwurzelt und hat zu jeder Himmelsrichtung etwas zu erzählen.

Durch ein gutes Betreuungsangebot für Kinder sowie durch die örtliche Grundschule sei das Tal ein attraktiver Standort zum Wohnen und Leben. Doch für eine hessische Gemeinde, die direkt an das badische Weinheim anschließt, dessen zwei Burgen vom Daumberg aus klar zu erkennen sind, stellen beispielsweise die unterschiedlichen Ferienzeiten eine Herausforderung dar. Der Blick müsse auch in Richtung Senioren gehen. So sei eine Pflegeeinrichtung, die es bisher nur außerhalb der Gemeinde gibt, ein wichtiger Punkt.

Verbindende Elemente

Mit dem Blick auf die Windräder in der Pfalz verbindet Kohl nicht nur den kurpfälzischen Dialekt, der – mit regionalen Unterschieden – alle in der weiteren Region eint, sondern auch die Heimat als Tourismusmagneten. Durch Gorxheimertal führt übrigens der Europäische Fernwanderweg E1 von Nordnorwegen bis Sizilien – ein potentielles Plus für Gastronomie und Pensionen. Und eines sei ganz klar nicht zu sehen: „Egal, in welche Richtung wir schauen: Man sieht keine Grenzen.“ Er unterscheidet auch nicht zwischen den Ortsteilen, obwohl das Tal über keinen deklarierten Ortsmittelpunkt verfügt – „gäbe es die Ortsschilder nicht, würde man nicht merken, wann ein Ortsteil anfängt und wann einer endet“.

Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, möchte er – ähnlich dem Weihnachtsmarkt – ein weiteres verbindendes Element, eine Art „Bürgerfest“, etablieren. Er möchte das Miteinander fördern – sowohl in politischen Entscheidungen als auch im gesellschaftlichen Leben. Er betont: „Das Amt des Bürgermeisters ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, der ich mich gerne stellen möchte.“