Birkenau

Bittere Suche mit süßem Ausgang?

Der alteingesessene Birkenauer Schaustellerbetrieb Heckmann benötigt einen neuen Lagerplatz für seinen Fuhrpark. Die Anforderungen sind gar nicht so "klein".

Er gehört zu den Kerwen der Region wie die Zuckerschrift auf die Lebkuchenherzen: Der alteingesessene Schaustellebertrieb Heckmann aus Birkenau, der derzeit einen neuen Lagerplatz für seinen Fuhrpark sucht. Unser Archivbild entstand im Jahr 2021 auf dem Kerweplatz vor der Feuerwehr im Birkenauer Ortsteil Reisen und zeigt viele Fahrgeschäfte des Schaustellers. Foto: Philipp Reimer
Er gehört zu den Kerwen der Region wie die Zuckerschrift auf die Lebkuchenherzen: Der alteingesessene Schaustellebertrieb Heckmann aus Birkenau, der derzeit einen neuen Lagerplatz für seinen Fuhrpark sucht. Unser Archivbild entstand im Jahr 2021 auf dem Kerweplatz vor der Feuerwehr im Birkenauer Ortsteil Reisen und zeigt viele Fahrgeschäfte des Schaustellers.

Auf dem Weinheimer Weihnachtsmarkt drehte eines seiner Karussells zuletzt seine Runden. Derzeit atmet der Birkenauer Schaustellerbetrieb Heckmann durch und erholt sich von der vorherigen Saison, die ihn einmal quer durch die Region führte, bevor es zur Fastnacht weitergeht. Doch eine Frage treibt Edgar Heckmann derzeit um: Wohin mit seinen insgesamt zehn Wagen, die von Süßigkeiten bis Fahrgeschäften alles beherbergen, was das Kerweherz begehrt, wenn das Frühjahr beginnt? Fest steht nämlich: Bis Ende März muss der alteingesessene Birkenauer Betrieb einen neuen Platz zum Anmieten finden.

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Seit Ende November befindet sich der Schaustellerbetrieb, der von der Familie Heckmann in der ersten Generation und seit mittlerweile 40 Jahren geführt wird, auf der Suche nach einem neuen Lagerplatz und hat viele Gespräche geführt, die jedoch leider nicht zielführend waren, sagen Sylvia und Edgar Heckmann im Gespräch mit unserer Zeitung.

Schausteller Edgar Heckmann sucht ein Winterquartier für seinen Fuhrpark. Foto: Edgar Heckmann
Schausteller Edgar Heckmann sucht ein Winterquartier für seinen Fuhrpark.

Suche wird notwendig

Ihre Suche notwendig macht die Tatsache, dass der Vermieter des bisherigen Geländes, die Gemeinde Birkenau, den Mietvertrag wegen Eigenbedarf kündigen musste. Auf dem besagten gemeindeeigenen Gelände in der Hauptstraße 151 sollen Container für die Unterbringung von Geflüchteten aufgestellt werden, wie Bürgermeister Milan Mapplassary unter anderem jüngst in einem Interview mit den Weinheimer Nachrichten und der Odenwälder Zeitung (WN/OZ) im Januar dieses Jahres sagte. Auch der Birkenauer Carnevalsverein (BCV), der seine Vereinsräumlichkeiten auch auf dem besagten Gelände hat, stand vor derselben Herausforderung wie nun die Familie Heckmann. Doch die Schaustellerfamilie lässt sich nicht unterkriegen und bleibt optimistisch. Sie habe schon viel geschafft und es sei schon immer weitergegangen – wie bereits in der Hochphase der Coronapandemie. „Wir glauben fest daran“, sagt Edgar Heckmann.

Viel Resonanz auf Facebook

Aufgrund der bisher erfolglosen Suche erhoffen sich die Heckmanns nun auf einem anderen Weg Unterstützung: Sie verfassten vor wenigen Tagen einen Facebook-Post und teilten ihr Anliegen. Ihr Facebook-Beitrag, der bis dato rund 890-mal in diesem Netzwerk geteilt wurde, stieß und stößt immer noch auf viel Resonanz, womit die Heckmanns nicht gerechnet haben und wofür sie sehr dankbar sind. Die Schaustellerfamilie hat dadurch bereits einige konkrete Angebote erhalten, die sie in den nächsten Tagen vor Ort besichtigen wird, erklären die Heckmanns am Donnerstag.

Der Schaustellerbetrieb begibt sich also öffentlich auf die Suche nach einem geeigneten Platz für seinen Fuhrpark – was gar nicht so einfach ist, wie Edgar Heckmann im Gespräch mit der Redaktion erklärt. „Wir benötigen ein Areal von 800 bis 1000 Quadratmetern – das klingt erstmal riesig, relativiert sich aber ganz schnell, wenn man bedenkt, dass wir auch zum Rangieren der teilweise bis zu zwölf Meter langen Wagen Platz brauchen. Eine Überdachung ist nicht zwingend notwendig. Und es muss natürlich bezahlbar sein“, sagt er. „Mit unserem Post geht uns darum, einen Lagerplatz zu finden, was dringend ist – nicht mehr und nicht weniger“, sagt Sylvia Heckmann.

„Es ist schon zum Verzweifeln“

In seinem Facebook-Beitrag schildert der Schaustellerbetrieb seine Misere: „Es ist schon zum Verzweifeln: Da baut man sich über Jahre was auf und weiß plötzlich nicht, wo man sein Betrieb weiter betreiben kann, und hat wie bei Corona schon wieder Angst um seinen Betrieb“, heißt es darin.

Edgar Heckmann, der vor 40 Jahren seine Schaustellertätigkeit aufnahm, sowie seine Frau Sylvia sind von April bis Weihnachten auf Kerwe- und Marktplätzen der Region unterwegs. Unser Archivbild entstand im Coronajahr 2020. Foto: Thomas Rittelmann
Edgar Heckmann, der vor 40 Jahren seine Schaustellertätigkeit aufnahm, sowie seine Frau Sylvia sind von April bis Weihnachten auf Kerwe- und Marktplätzen der Region unterwegs. Unser Archivbild entstand im Coronajahr 2020.

Acht Jahre lang hat der Schaustellerbetrieb seinen Fuhrpark an Süßigkeiten- und Spielewagen auf dem besagten Platz für die Zeit zwischen den Festen abstellen können. Spätestens am 31. März müssen die Heckmanns aber nun vom Platz. Diese bittere Pille muss der für seine Süßigkeiten bekannte Schausteller schlucken. Die meisten seiner zehn Wagen – von Schiffschaukel über Karussell bis Schießwagen – befinden sich zwar ab April, wenn die Saison mit den ersten Frühlingsfesten startet, auf Tour. Doch das macht die Suche nach einem neuen Lagerplatz nicht weniger notwendig.

Bittere Zeiten liegen hinter den Heckmanns, wenn sie an die Pandemie zurückdenken, an der auch ihre Branche zu knabbern hatte. Aber sie ließen sich nicht entmutigen und setzten neue Ideen in die Tat um, wie beispielsweise ein Heimlieferservice für Süßes, der auch heute noch genutzt werde. „Letztendlich sind wir gut durch die Pandemie gekommen, es gibt Branchen, denen es schlechter ging als uns. Wir sind für den Zuspruch sehr dankbar, auch der Stadt Weinheim, in der wir an verschiedenen Plätzen unsere Fahrgeschäfte aufstellen konnten“, erinnert sich der 58-Jährige.

Sein mittlerweile fünfköpfiger Familienbetrieb gehört seit vier Jahrzehnten zu den Festen und Kerwen der Region – und das soll auch so bleiben. So hoffen die Heckmanns auf einen positiven Ausgang ihrer Suche.