Hirschberg

Besitzer zornig: Jetzt macht er seinen Radweg dicht

Mathias Hensel entwickelte mit seinem Unternehmen das Hirschberger Gewerbegebiet. Er nennt es sein "Hirschberger Baby". Dass dessen Erweiterung nun in andere Hände kommt, macht ihn zornig. Jetzt macht er die Schotten dicht. Auch sonst sollen alle Mittel genutzt werden, um den Bebauungsplan zu verhindern.

Mathias Hensel entwickelte mit seinem Unternehmen das Hirschberger Gewerbegebiet. Dass dessen Erweiterung nun in anderen Händen liegt, macht ihn zornig. Den Weg (Bild), der Bestands- und Planungsgebiet verbindet, lässt er nun sperren. Foto: Philipp Reimer
Mathias Hensel entwickelte mit seinem Unternehmen das Hirschberger Gewerbegebiet. Dass dessen Erweiterung nun in anderen Händen liegt, macht ihn zornig. Den Weg (Bild), der Bestands- und Planungsgebiet verbindet, lässt er nun sperren.

Politisch wurde der Weg für die Erweiterung des Gewerbeparks im Gemeinderat geebnet. Auf dem tatsächlichen Weg, der Bestands- und Planungsgebiet verbindet, fällt jedoch bald der Schlagbaum. „Wir sperren unser Grundstück und werden ein Schild aufstellen“, sagt der Mannheimer Projektentwickler Mathias Hensel. Und er meint damit den Schleichweg zwischen der Straße Im Rott und der Erweiterungsfläche, der vor allem von Radlern gerne genutzt wird.

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Grünes Licht

Das bestehende Gewerbegebiet soll um zehn Hektar erweitert werden. Die Gemeinderäte gaben dem Vorentwurf des Bebauungsplans am Dienstagabend einhellig grünes Licht. Geplant ist, gewerbliche Flächen für Büros und Dienstleister zu schaffen. Sie sollen links und rechts der Quartiersmitte entstehen. Im Kern sind etwa eine Bäckerei, ein kleines Hotel und Garagen für Mitarbeiter der Unternehmen vorgesehen.

Der Abschnitt (roter Kreis) wird vor allem von Radlern gerne genutzt. Über das dortige Grundstück ließen sich auch Gewerbegebiet und Erweiterungsareal verknüpfen. Stattdessen soll ein langer Abschnitt mit Zufahrt am nördlichen Kreisel entstehen. Foto: Sternemann und Glup, Freie Architekten aus Sinsheim
Der Abschnitt (roter Kreis) wird vor allem von Radlern gerne genutzt. Über das dortige Grundstück ließen sich auch Gewerbegebiet und Erweiterungsareal verknüpfen. Stattdessen soll ein langer Abschnitt mit Zufahrt am nördlichen Kreisel entstehen.

Ein Problem ist die Erschließungsstraße, die die beiden Gebiete eines Tages verbinden soll. Geplant ist, eine Abzweigung der L 541 im Norden zu schaffen. Von dort aus würde es parallel zur A 5 einmal entlang des bestehenden Gewerbegebietes mehrere hundert Meter in Richtung Süden gehen. Das ist umständlich und ginge auch einfacher. Eigentlich könnte ein nahtloser Übergang zwischen dem südlichen Ende der Straße Im Rott und der Erweiterungsfläche geschaffen werden. Würde sich Unternehmer Mathias Hensel, damals mit der Entwicklung des bestehenden Gewerbegebiets beauftragt, nicht querstellen.

Drohung wird wahr gemacht

Dessen Gesellschaft „Hensel Projekt- und Grundstücksentwicklungs GmbH“ gehört nämlich das Grundstück, über welches eine kurze Anbindung gebaut werden müsste. Aber Hensel spielt nicht mit. „Unser Zorn ist folgender: Als wir das Gewerbegebiet Hirschberg I geschaffen haben, hatten wir natürlich schon Hirschberg II im Visier.“ So seien bereits bei der Schaffung des bestehenden Gewerbegebiets die baulichen Weichen für eine Erweiterung gestellt worden. „Dadurch hatten wir damals erhebliche Mehrkosten.“ Als Beispiel nannte Hensel die Vorarbeiten, die eine Verbindungsstraße zur Autobahn möglich gemacht hätten. Nun entschied der Gemeinderat sich am Dienstag jedoch dazu, die Planung der Süd-Erweiterung nicht in die Hände der Mannheimer Gesellschaft, sondern in die der „H + S Projektentwicklung GmbH“ in Frankfurt zu legen.

Mathias Hensel hält nichts von den neuen Plänen. Insbesondere der geplanten Erschließungsstraße. Foto: Philipp Reimer
Mathias Hensel hält nichts von den neuen Plänen. Insbesondere der geplanten Erschließungsstraße.

Jetzt macht Hensel seine Drohung wahr und die Schotten dicht. Das trifft auch Menschen, die den Schleichweg für die Durchfahrt zwischen Rotthof und Gewerbepark nutzen. Die 80 Meter lange Stichstraße hat zudem eine überregionale Bedeutung für das Mobilitätskonzept Radverkehr des Rhein-Neckar-Kreises. In einem Brief, der an Bürgermeister Ralf Gänshirt adressiert ist, schreibt das Unternehmen: „Nachdem die Gemeinde Hirschberg beschlossen hat, die rechtswidrige Planung eines Geh- und Fahrradweges über unser privates Grundstück zu verfestigen, ... widerrufen wir hiermit unsere (bis dahin großzügig gehandhabte) Duldung eines Wegerechtes der Überfahrt für Fußgänger und Fahrradfahrer.“ Im WN-Gespräch sagt Hensel: „Ich bin kein Streithansl. Aber die Gemeinde lässt uns ja keine Alternative.“ Ein Verkauf des Grundstücks stehe nicht zur Debatte. Auch sonst sollen alle Mittel genutzt werden, um den Bebauungsplan zu verhindern.

Kein Verständnis

Gemeinderat Thomas Götz (CDU) hat für das Verhalten Hensels kein Verständnis: „Er sollte sich professioneller verhalten. Im Geschäftsleben ist es manchmal so, dass man nicht zum Zuge kommt“, sagte er am Dienstag. Bürgermeister Gänshirt: „Das Gesprächsangebot liegt auf dem Tisch.“ Er würde sich freuen, wenn es „nach dem Verrauchen des Ärgers“ genutzt werden würde. Die Abstimmungen zur Erweiterung verliefen beide einstimmig. Ferdinand Graf von Wiser (CDU) durfte an diesen als Grundstückseigentümer nicht teilnehmen. Die Fraktionen zeigten einen optimistischen Blick in Richtung Zukunft, gaben aber noch Anmerkungen auf den Weg. So meinte Monika Maul-Vogt (GLH): „Es gibt schon einige Stichworte – Ausgleichsfläche, Nutzungs- und Städtebaukonzept –, bei denen wir noch nachjustieren können.“ Dr. Thomas Scholz (SPD) erweiterte diese Liste um Geschosshöhen und Zuwege.