Nachruf

Herz, Haltung, Heimat: Trauer um Weinheimer Dirk Ahlheim

Er engagierte sich leise, aber wirkungsvoll: Dirk Ahlheim war vieles – Unternehmer, Aktivist, Brückenbauer. Nun ist der Weinheimer viel zu früh gestorben.

Der Weinheimer Dirk Ahlheim ist im Alter von 58 Jahren gestorben. Foto: Privat
Der Weinheimer Dirk Ahlheim ist im Alter von 58 Jahren gestorben.

Weinheim. Dirk Ahlheim war niemand, der das Rampenlicht suchte. Aber er engagierte sich seit Mitte der 2010er-Jahre in vielfältiger Weise für die Weinheimer Stadtgesellschaft. Am 12. November wurde er im Alter von 58 Jahren aus dem Leben gerissen. Sein Herz ließ ihn im Stich.

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Die Nachricht sorgte bei Wegbegleitern aus der Kommunalpolitik, der Wirtschaft und der Flüchtlingshilfe für große Betroffenheit. Die Anteilnahme gilt nun seiner Frau und den beiden Kindern, die so unvermittelt den Ehemann und Vater verloren haben, sowie seiner Mutter und seinem Bruder.

Klarer Wertekompass

Dirk Ahlheim war ein kluger Kopf, der in keine der gängigen Schubladen passte: heimatverbunden, zugleich weltoffen und empathisch für das Schicksal geflüchteter Menschen. Unternehmer durch und durch, aber auch ein Mensch, der das Wohl der ganzen Stadt im Blick hat. Vor allem aber hatte er einen klaren Wertekompass. Wenn etwas seinen Überzeugungen widersprach, dann zog er stets die Konsequenzen, auch wenn das der unbequemere Weg war. „Ich muss mit mir selbst im Reinen sein“, begründete Ahlheim zum Beispiel 2019, warum er der Weinheimer CDU den Rücken kehrte. Der Kurs des Ortsverbandes, aber auch die parteiinternen Machtspiele waren seine Sache nicht. Fortan unterstützte er die Freien Wähler.

Engagement in Bürgerinitiative

Zur Kommunalpolitik war er durch sein ehrenamtliches Engagement für geflüchtete Menschen gekommen. 2014 plante der Rhein-Neckar-Kreis eine Unterkunft für 200 Flüchtlinge in der Heppenheimer Straße. Das Projekt stieß in Teilen der Nachbarschaft zunächst auf Ablehnung. Auch Ahlheim hatte Bedenken, aber dabei ging es ihm ausschließlich um die Größe der geplanten Einrichtung, die seiner Meinung nach das angrenzende Wohnumfeld bei der Integration der Flüchtlinge überfordert hätte.

Zusammen mit Ute Niepenberg und weiteren Mitstreitern entstand die Bürgerinitiative (BI) „Fremde als Gäste willkommen heißen“, die sich für kleinere Einrichtungen – verteilt im Stadtgebiet – einsetzte und zugleich ihre Unterstützung bei der Integrationsarbeit anbot. Nach vielen Gesprächen mit der Stadt und dem Kreis fand man schließlich einen Kompromiss: In der Heppenheimer Straße entstand eine Flüchtlingsunterkunft mit einem innovativen Konzept für 80 Menschen. Noch im selben Jahr schlossen sich die BI sowie sechs weitere Initiativen und Institutionen zum „Netzwerk Asyl Weinheim für Integration“, kurz NAWI, zusammen, um die Herkulesaufgabe der Integration von Flüchtlingen gemeinsam anzugehen. Diese Idee sorgte über die Stadtgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit.

Für Demokratie und Toleranz

Als im November 2015 die rechtsextreme NPD ihren Bundesparteitag in Weinheim veranstaltete, war Dirk Ahlheim als einer der Sprecher des Bündnisses „Weinheim bleibt bunt“ wieder aktiv. Als Gegenveranstaltung organisierte das Bündnis ein „Buntes Festival“, das friedlich und musikalisch gegen den NPD-Parteitag protestierte. Die Bundeszentrale für politische Bildung zeichnete die Macher des Festivals im Jahr darauf im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ als vorbildlich aus. Ahlheim lag zudem der Wirtschaftsstandort Weinheim am Herzen.

Als Vorstand der Ahlheim Verpackung und Service (AVS) AG fungierte er ab 2017 als Sprecher der Interessengemeinschaft für das geplante Gewerbegebiet Hintere Mult. Hinter dem Engagement stand – neben dem Eigeninteresse der Unternehmen, aus dem er nie einen Hehl machte – die Sorge, dass der Verzicht auf neue Gewerbegebiete dem Standort Weinheim insgesamt sehr schaden würde.

Auch im Freundeskreis Weinheim-Ramat Gan war Dirk Ahlheim seit der Bürgerreise in die israelische Partnerstadt 2017 aktiv. Das Treffen mit dem Ramat-Gan-Chor von Hanna Tsur hinterließ bei ihm ebenso tiefe Spuren wie der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.