Bürgerbeteiligung

Lützelsachsener kämpfen um ihr Gemeindehaus: Neues Konzept zur Rettung vorgestellt

Die Zukunft des Gemeindehauses in Lützelsachsen, einem Ortsteil von Weinheim, hängt in der Schwebe. Ein neues Konzept, das engagierten Bürgern entwickelt wurde, könnte jedoch die Rettung sein. Es umfasst eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten, darunter Kulturangebote, Beratungsdienste und Gastronomie.

Foto: Gabriel Schwab

Die Lützelsachsener kämpfen um ihr Gemeindehaus. Der gesellschaftliche und kulturelle Dreh- und Angelpunkt des Weinheimer Ortsteils steht auf der Kippe. Für den Erhalt braucht es ein tragendes Konzept. Ein solches liegt jetzt auf dem Tisch.

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Anfang März kamen in dem Evangelischen Gemeindehaus 100 engagierte Menschen zusammen, um in einem Beteiligungsworkshop über neue Nutzungsmöglichkeiten und eine Umwandlung des Hauses in ein Bürgerhaus nachzudenken und Ideen zu sammeln. Sechs Arbeitsgruppen entwickelten diese Vorschläge nun weiter: Ein Konzept mit Finanz- und Projektplan steht.

So soll die Bühne im großen Saal stärker für Kulturangebote genutzt werden. Auch ist im Gespräch, ein Büro anzusiedeln, in dem Beratung und Unterstützung für verschiedene Lebenslagen angeboten werden. Weiterhin werden Möglichkeiten für flexible gastronomische Angebote geprüft. Ebenso könnte sich ein Repaircafé ansiedeln, wo manches Gerät des täglichen Bedarfs wieder flott gemacht werden kann.

Gebäude mit Leben füllen

Mit vielen Ideen beschäftigte sich auch die Arbeitsgruppe „Gemeinsame Freizeit“: vom Spieleabend über Kino bis Tanztreff und Winterspielplatz. Hier werden noch Mitstreiter gesucht, die sich hin und wieder bei der Organisation einer Veranstaltung einbringen. „Das wichtigste Ziel ist eine bezahlte koordinierende Kraft, die das Projekt dann auch in eine Nachhaltigkeit führt.“, so Pfarrer Jan Rohland. „Wir merken im Pfarrbüro jetzt schon die Mehrbelastung durch die erforderliche Koordination der geplanten Angebote.“ Die nächsten Schritte, um das Vorhaben zu realisieren, sind die Gründung eines Trägervereins und die Sicherstellung der Finanzierung. Im Oktober setzt sich die Steuerungsgruppe, die aus Stadt Weinheim, Ortsverwaltung, Evangelischer Kirchengemeinde, Pilgerhaus und der TSG Lützelsachsen besteht, zusammen, um die richtigen Rahmenbedingungen für die engagierten Bürger zu schaffen.

Dorothee Raspel, externe Projektbegleitung von „Hier macht was auf“ macht Mut: „Wenn alle an einem Strang ziehen, gibt es einige Möglichkeiten, um eine dreijährige Pilotphase zu finanzieren. Landesgelder, die ein Trägerverein in Kooperation mit der Stadt beantragen könnte, aber auch regionale Stiftungen oder private Spenden könnten eine Anschubfinanzierung leisten.“

Der Hintergrund der Misere hat einen Namen. „Ekiba 2032“ wird der Strukturprozess genannt, mit dem die Evangelische Kirche ihren schwindenden Einnahmen durch immer weniger Mitglieder begegnen will. Dafür reduziert sie Personal. Und trennt sich von Immobilien. Alle kirchlichen Gebäude werden auf den Prüfstand gestellt.

Ex-Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner sagte im Mai die grundsätzliche Unterstützung des Rathauses zu. „Es gibt die Absichtserklärung, dass die Stadt mitmacht. Wir müssen aber noch den Gemeinderat ins Boot holen.“ Das sei kein Selbstläufer. Es gebe noch mehr Ortsteile. „Und die Begehrlichkeiten nehmen zu.“

Nichtsdestotrotz: „Die Stadt Weinheim sieht sich in der Pflicht. Die Kirche hat jahrelang das Gebäude finanziert und damit einem Zweck von Weinheim gedient“, sagte Fetzner und erntete den Applaus der Bürger. Laut Raspels Finanzierungsplan müsste das Rathaus 38 000 Euro Starthilfe beisteuern.