Foto: Katrin Oeldorf
Birkenau

"Bühne frei" für den närrischen Nachwuchs

Die Aktiven der BCV-Jugendsitzung füllen die Hornbacher Mehrzweckhalle mit viel Programm und guter Stimmung – und Sitzungspräsidentin Hanna Felber gibt ihre Narrenkappe weiter.

Es ist Sonntag, 14.11 Uhr. Draußen flutet der Sonnenschein das idyllische Hornbach, und drinnen in der Hornbacher Mehrzweckhalle herrscht eine andere Zeitrechnung und Jahreszeit: Es ist wuselig, Hexen- und Cowboyhüte, Batsch- und Narrenkappen ragen aus der Menge hervor und die Köpfe sind nach vorn in Richtung Bühne gerichtet, auf der in den folgenden drei Stunden Großes passieren sollte: Der Birkenauer Carnevalsvereins (BCV) „Die Schlaglöcher“ lud zu seiner mittlerweile 39. Jugendsitzung ein – von jungen Aktiven für ein junges närrisches Publikum, eine Veranstaltung, die einzigartig im Kreis Bergstraße ist, wie auch Helmut Morr, Sitzungspräsident der BCV- Sitzungen, sagte.

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Er schnupperte schon einmal kurz Bühnenluft, bevor der BCV am Freitag mit seinen Prunksitzungen an eben dieser Stelle startet. Doch an diesem Tag hieß es „Bühne frei“ für den närrischen Nachwuchs, der – Nummer für Nummer – die Bühne nicht ohne Zugaben wieder verlassen durfte.

Von A bis Z: alles dabei

Wer darf bei einer närrischen Sitzung nicht fehlen? Richtig: Das Publikum, das die kleinen Narren gebührend feierte. Dann die Aktiven natürlich: Sie bereiteten sich hinter der Bühne bereits auf ihre Auftritte vor und trainierten seit Monaten für diesen einen Tag. Eine echte Prinzessin: Wie gut, dass sich Jessica II. vom Gutzelstand im Disneyland mit ihren Gardisten Swen Kaufmann und Wolfgang Horle Zeit für den närrischen Nachwuchs genommen hatte. Und die Sitzungspräsidenten: Leona Unrath und Hanna Felber, die gekonnt und mit viel Charme durch das fast dreistündige Programm führten.

Bei letzteren sollten im weiteren Verlauf der Sitzung Tränen der Rührung fließen, denn für Felber war es die letzte Veranstaltung als Sitzungspräsidentin. Dem BCV bleibt sie jedoch weiter, auch als Trainerin, erhalten, wie Morr bei ihrer Verabschiedung auf der Bühne betonte. Felber gehe mit einem „weinenden und einem lachenden Auge“, freue sich aber schon auf die Jugendsitzung im nächsten Jahr, die sie dann vom Saal aus verfolgen werde. Mit lang anhaltendem Beifall und vielen Rosen im Arm, die ihr eine nach der anderen von den kleinen Aktiven überreicht wurden, wurde sie verabschiedet. Und wer ihre Narrenkappe fortan als Nachfolger tragen wird, das wurde im weiteren Verlauf der Sitzung gekonnt eingebaut und verkündet.

Die Kleinsten machten den Anfang und bildeten den ersten Programmpunkt: Die Bambinis des BCV läuteten als flinke Bienchen langsam, aber sicher den Frühling ein. Foto: Katrin Oeldorf
Die Kleinsten machten den Anfang und bildeten den ersten Programmpunkt: Die Bambinis des BCV läuteten als flinke Bienchen langsam, aber sicher den Frühling ein.

Die Kleinen machen den Anfang

Doch zurück zum Anfang, der den Jüngsten gehörte: Denn nachdem sich alle Aktiven der BCV-Jugendsitzung zunächst gemeinsam auf der Bühne präsentierten, gehörte diese in der Folge den Bambinis, die die Bühne kurzerhand in eine Blumenwiese umfunktionierten. Als kleine, flinke und fleißige Bienchen flogen sie geradewegs in Richtung Frühling – und man wusste nicht, wer stolzer war: die kleinen Bienen selbst oder die Familien im Saal.

Den Start in der Bütt legten Anni Wörthmüller und Benjamin Metzger hin und ernteten für ihre Ausführungen über die Hobbys – BCV und Freiwillige Feuerwehr – viel Applaus. Kleine kuriose Vorkommnisse ließen sie dabei nicht unerwähnt, denn wer kann schon ahnen, dass es sich bei einem Alarm aufgrund eines „Banküberfalls“ um einen Baum handelt, der quer über eine Bank gefallen ist und der von der Feuerwehr entfernt werden muss?, erklärte Metzger. „Corona, Kriege, Geldnot, Flut – da tut etwas Frohsinn gut“, war sich Wörthmüller sicher und warb für das Mitmachen in einem Fastnachtsverein.

Coole Superhelden

Wie cool können Superhelden sein? Sehr. Das zeigten nämlich die drei Tänzer Finn Wörthmüller, Dennis Weigold und Jan Stephan, die als Superhelden verkleidet die Mehrzweckhalle so richtig aufmischten und ihre Muskeln trainierten, um für bevorstehende Einsätze gewappnet zu sein.

Machten den Anfang in der Bütt: Anni Wörthmüller und Benjamin Metzger. Foto: Katrin Oeldorf
Machten den Anfang in der Bütt: Anni Wörthmüller und Benjamin Metzger.

Bürgermeister Milan Mapplassary lobte das fantastische Bühnenbild des BCV und freute sich, dass man mottogerecht Hornbach fortan als „Disneyland“ bezeichnen könne. „Ohne euch Vereine läuft es nicht in einer Gemeinde“, sagte er in Richtung der Aktiven auf der Bühne und der Fastnachtsliebhaber im Saal. Er bedankte sich bei den Machern der Jugendsitzung, die jedes Jahr aufs Neue viel Freude schenke und bereite. Anschließend brachten die vier jungen Tänzerinnen der Sternchengarde mit ihrer Choreographie die ganze Halle zum Klatschen – und machten ihrem Namen alle Ehre. Denn nicht nur die Kostüme funkelten und glitzerten wie Sterne, sondern auch die Augen der kleinen, stolzen Tänzerinnen.

Von der Bütt unter die Kappe

„Ich wollt’, ich wär’ ein Smokingträger“, sagte Finn Wörthmüller in seiner Bütt und das Publikum lauschte seinen Plaudereien aus dem Nähkästchen, schließlich habe er „Fastnachts-Gene“ und erklärte zur Arbeit im BCV: „Es gibt immer ’was zu tun: April, Mai, Juni – keine Zeit, um auszuruhn’“, und verkündete: „Ich hoffe, mein Traum wird wahr, Jugendsitzungspräsident, das wäre wunderbar.“ Geträumt, gesagt, getan: Denn anschließend wurde es „ernst“ für Finn Wörthmüller: Er wurde mit Smoking und Narrenkappe vom Büttenredner zum Jugendsitzungspräsidenten und führte anschließend mit Unrath gemeinsam durch den zweiten Teil der Sitzung. Und seine erste Amtshandlung löste er auch mit Bravour, indem er die Schunkelrunde offiziell ansagte.

Keine Fastnacht ohne Funkenmariechen

Keine Fastnacht ohne Funkenmariechen: Das gilt auch für die Jugendsitzung des BCV. So wirbelte Michaela Heckmann gekonnt über die Bühne. Räder, Spagat, ausgetüftelte Choreographie – das war kein Problem für die Tänzerin mit viel Erfahrung. Tänzerisch ging es auch weiter, denn die „Dance Boys“ machten ihrem Name alle Ehre. Die jungen Tänzer brachten die Stimmung im Saal mit schnellen Tanzschritten nach oben und sorgten am Schluss sogar noch für eine Überraschung, als sie sich zu einer menschlichen Pyramide zusammenfanden.

Das Publikum schenkte dem närrischen Nachwuchs des BCV lang anhaltenden Applaus. Foto: Katrin Oeldorf
Das Publikum schenkte dem närrischen Nachwuchs des BCV lang anhaltenden Applaus.

Von Mallorca bis zu Après-Ski-Hütten

Mit einem Playback-Medley zu Hits von Mallorca bis zu Après-Ski-Hütten zeigte die Mitmachgruppe gekonnt schauspielerisches Talent einmal quer durch die Musik der Charts. Die Tänzerinnen von „Just Us“ kamen aus Reisen und Nieder-Liebersbach und brachten den Zauber von „1001 Nacht“ in stilechten Kostümen und passend zu Disneys „Aladdin“ mit auf die Hornbacher Bühne. Zwei, die zur Jugendsitzung des BCV dazugehören, wie die rote Nase zu einem Clown, das sind Jim und Lucy – für die beiden Handpuppen hieß es schon oft „Vorhang auf“, doch für beiden Spielerinnen Josephine Klos und Lotta Kraft war es eine gelungene Premiere der beliebten Plüsch-Nummer. Sie unterhielten das Publikum mit ihren Beobachtungen. So erfuhr man, dass Lucy manchmal mit sich selbst redet, „und dann lachen wir beide“, und dass sie neugierig sei, das habe sie sogar im Tagebuch ihrer Mutter über sich selbst gelesen.

Mit einem Marschtanz beendete die Jugendgarde des BCV den närrischen Nachmittag in Hornbach, der eines ganz deutlich machte: Birkenau braucht sich um seinen närrischen Nachwuchs keine Sorgen zu machen, denn was die Großen können, das können die Nachwuchsnarren schon lange: Ein Programm auf die Beine stellen, bei dem jedes Fastnachtsherz höherschlägt.