Fastnacht

Hand in Hand ins Disneyland

Die Veranstaltungen des Birkenauer Karnevalsvereins in der Kampagne 2023/24 finden wieder in Hornbach statt. Die Organisatoren sind auf der Suche nach einem Ersatz für das „Schlagloch“.

Nach seiner Premiere im vergangenen Jahr geht der frühere Bürgermeister Helmut Morr in seine zweite Kampagne als Sitzungspräsident. Foto: Philipp Reimer
Nach seiner Premiere im vergangenen Jahr geht der frühere Bürgermeister Helmut Morr in seine zweite Kampagne als Sitzungspräsident.

Urkomische Büttenreden, Gardetanz auf höchstem Niveau. Das sind nur zwei Elemente der traditionellen Prunksitzungen, mit denen der Birkenauer Carnevalsverein „Die Schlaglöcher“ (BCV) alljährlich sein Publikum verwöhnt. Vielleicht wird es am 2. und 3. Februar noch ein bisschen bunter als sonst, ein bisschen origineller und spektakulärer, denn die BCV-Kampagne 2023/24 steht unter dem Motto „Der BCV geht Hand in Hand mit Euch ins schöne Disneyland“.

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Seit Wochen und Monaten ist eine Vielzahl von Aktiven und Helfern hinter der Bühne damit beschäftigt, das Motto umzusetzen, um dem Publikum zwei unvergessliche Abende zu bescheren. Dazu soll auch das Bühnenbild beitragen, wie Sitzungspräsident Helmut Morr, der in dieser Funktion in seine zweite Kampagne geht, nicht ohne Stolz erklärt. „So ein Bühnenbild erfordert monatelange Vorbereitungen“, sagt der frühere Bürgermeister der Sonnenuhrengemeinde. Von den Planungen über die Anfertigung der Module bis hin zum Aufbau sei eine Menge an Arbeit zu leisten. „Da wird gesägt und gebastelt, gemalt und gebaut“, gibt Morr einen kleinen Einblick hinter die Kulissen und betont: „Das ist jedes Mal wieder eine echte Herausforderung.“ Federführend verantwortlich für das Bühnenbild sind Antonia Felber, Anika Allmann, Elke Morgenstern-Morr und nicht zuletzt Hans Wolk, Inhaber der Firma Innenausbau Holz und Bautenschutz, der für die Arbeiten am Bühnenbild auch immer wieder seine Werkstatt zur Verfügung stellt.

Hornbacher Gastfreundschaft

Aber gerade was das Bühnenbild angeht, blickt der Sitzungspräsident mit Sorgen auf das kommende Jahr. Seit der Schließung des Vereinshauses, der später der Abriss des Gebäudes folgte, ist der BCV darauf angewiesen, für die Vorbereitungsarbeiten und die Sitzungen in eine andere Halle auszuweichen. So werden die beiden Prunksitzungen und die Jugendsitzung am Sonntag davor auch 2024 wieder in der Mehrzweckhalle in Hornbach stattfinden. „Das klappt prima“, würdigt Morr die Gastfreundschaft der Hornbacher, und: „Die Schloofmitze und wir profitieren von Synergien, die durch die gemeinsame Nutzung der Halle entstehen.“

Andererseits ist die gemeinsame Hallennutzung für beide Vereine auch mit Einschränkungen verbunden. So müssen die Schloofmitze nach ihrer zweiten Sitzung am 20. Januar gleich am Tag danach, einem Sonntag, die Mehrzweckhalle räumen, um dem BCV Platz zu machen, der am Nachmittag des gleichen Tages damit beginnt, die Vorbereitungen für seine Sitzungen zu treffen. Zeit ist wenig, denn schon am 27. Januar haben die Birkenauer ihre Generalprobe – keine 24 Stunden später, am Sonntag, 28. Januar, haben die Kleinsten ihren großen Tag: Die traditionelle Jugendsitzung, einmalig weit und breit, steht im Terminkalender.

Es gibt auch Sorgen

Dass Morr bereits jetzt sorgenvoll auf die Kampagne 2024/25 blickt, hat aber einen anderen Grund: Das „Schlagloch“, ein Gebäude in der Hauptstraße, diente nach Schließung des Vereinshauses unter anderem dafür, das Bühnenbild zu erstellen. „Wenn man an den einzelnen Teilen arbeitet, die zum Beispiel anstreicht, dann müssen sie auch einmal ein paar Tage am selben Ort stehen können“, führt er ganz praktische Erwägungen ins Feld. Das „Schlagloch“, auch als einen Ort der Kommunikation, wird der BCV nach der aktuellen Kampagne vorerst nicht mehr nutzen können, weil dort bis auf Weiteres Flüchtlinge untergebracht werden. Lagerflächen, betont Morr, stünden auch für das kommende Jahr in ausreichendem Maß zur Verfügung, was fehlt, sei eine Stätte, „wo gebastelt und gepinselt wird. Wir sind noch auf der Suche.“

Start mit Jugendsitzung

Den Auftakt zu den närrischen Sitzungen bildet die Jugendsitzung, die am Sonntag, 28. Januar, 14.11 Uhr in Hornbach beginnt. Sie steht unter der Leitung von Präsidentin Hanna Felber, selbst erst 24 Jahre alt. Alle weiteren Mitwirkenden befinden sich im Alter zwischen 3 und 17 Jahren. Besonders stolz ist Morr auf die Gardetänzerinnen, ein Genre, das beim BCV besonders großgeschrieben wird. „Sie trainieren praktisch das ganze Jahr über“, erklärt er, warum die Gardetänze des BCV diese unnachahmliche Eleganz und außerordentliche Qualität aufweisen. „Es gibt Mädchen, die über die Kinder- und Jugendgarde den Sprung zu den Blauen Funken, dem Flaggschiff unter den Gardetänzerinnen, geschafft haben.“ Einige dieser ehemals kleinen Mädchen seien beim BCV später sogar Fastnachtsprinzessin geworden.

Verantwortlich für die Blauen Funken ist übrigens Laura Morr, die Schwiegertochter des früheren Bürgermeisters. Aber neben den Tänzen erwartet die Besucher der Jugendsitzung auch sonst ein wie immer buntes Programm, zu dessen Bestandteilen wieder lustige Bütten und Sketche gehören. Besonders bemerkenswert: Bei dieser Sitzung wirken auch Urenkel des unvergessenen Fred Kaufmann mit. Kaufmann, der leider viel zu früh verstarb, war Mitgründer des BCV und später als Erster Beigeordneter Stellvertreter des damaligen Bürgermeisters Albert Kanz.

Zwei große Sitzungen

Die großen Prunksitzungen am 2. und 3. Februar werden mit einer Tanzdarbietung eröffnet, die das Publikum mit einer kleinen musikalischen Rundreise auf das Motto „Disneyland“ einstimmen soll. Danach wird Sitzungspräsident Helmut Morr die Bühne betreten und sich mit einigen Sätzen an das Publikum wenden, ehe Prinzessin Jessica II. vom Gutselstand in Disneyland ihre Regierungserklärung vortragen wird. Es folgt Nicolas Morr in seiner Paraderolle als Protokoller, in der er weltpolitische Ereignisse und die Kommunalpolitik zwar lustig, aber auch mit einem durchaus ernsten Hintergrund aufs Korn nehmen wird. Auf die Jugendarbeit im Verein ist Helmut Morr besonders stolz und nennt als Beispiel dafür „Die coolen Jungs“, die nach Jahren bei der Jugendsitzung jetzt bei den „Großen“ reinschnuppern dürfen. „Der BCV profitiert ganz klar von seiner Jugendarbeit. Viele, die als Kinder in der Jugendsitzung mitgewirkt haben, sind jetzt im Männerballett, bei Tänzen oder in der Bütt bei den Prunksitzungen dabei.“

Bei der BCV-Jugendsitzung dürfen übrigens auch Kinder der weiteren Fastnachtskorporationen in der Gemeinde teilnehmen, ein Angebot, das in der Vergangenheit vor allem von Mädchen und Jungen aus Nieder-Liebersbach und Reisen angenommen wurde. „Im vergangenen Jahr hatten wir über 100 Kinder auf der Bühne.“ Das gute Verhältnis der örtlichen Fastnachtsvereine spiegele sich auch in der Veranstaltung „Alles unner oaner Kapp“ wieder, bei der die Korporationen mit einer gemeinsamen Sitzung die Kampagne eröffnen.