Kunstaktion

Wandel – das passt zu Mörlenbach

Walk of Art: Bei der Eröffnung der Kunstaktion werden auch Parallelen zur Situation der Gemeinde gezogen.

Kunst im öffentlichen Raum: Bis zum Herbst sind die Werke regionaler Künstler in Mörlenbach zu sehen. Sie sind für den Walk of Art geschaffen worden und beschäftigen sich in diesem Jahr mit dem Thema „Wandel“ – auf unterschiedlichste Art und Weise. Foto: Ernst Lotz
Kunst im öffentlichen Raum: Bis zum Herbst sind die Werke regionaler Künstler in Mörlenbach zu sehen. Sie sind für den Walk of Art geschaffen worden und beschäftigen sich in diesem Jahr mit dem Thema „Wandel“ – auf unterschiedlichste Art und Weise.

Mächtig was los auf der Mörlenbach-Achse – das ist ganz nach des Bürgermeisters Geschmack. Spazieren, staunen, grübeln, das ist seit Sonntag und noch bis Herbstbeginn möglich. Erik Kadesch eröffnete gemeinsam mit Künstler und Mitorganisator Klaus Weber den zwölften „Walk of Art“. Zwischen der Alla-hopp-Anlage und dem Tennisplatz präsentieren jetzt 16 Kunstschaffende ihre Werke. Diesmal steht die Freiluft-Ausstellung unter dem Motto „Wandel“.

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„Und ich wüsste nicht, was besser zu Mörlenbach passen könnte“, so Kadesch. Der Rathauschef verwies darauf, dass sich in der Gemeinde mit dem Bau der Umgehungsstraße einiges ändern wird. Immerhin 70 Prozent des Verkehrs sollen damit ausgelagert werden. „Seitens der Gemeinde sind wir natürlich bemüht und aktuell in der Planung, Oasen der Begegnung und des Verweilens zu schaffen“, so der Rathauschef weiter. Mörlenbach solle also nicht aussterben, nur weil ein Großteil der Autos künftig nicht mehr die Hauptstraße versperre.

Schöne und sinnvolle Spuren

„Doch dafür braucht es Menschen und Events. Leuchtturm-Veranstaltungen wie die heutige“, so Kadesch stolz. Froh war er auch darüber, dass sich so viele Gäste trotz oder gerade wegen des guten Wetters zur Vernissage eingefunden hatten. Die zwölfjährige Schülerin Franzi spielte auf ihre ganz eigene Art Songs wie „You Are My Sunshine“ von Christina Perri und „Jolene“ von Dolly Parton. Dann setzte sich der Tross vom Bürgerhaus aus in Bewegung.

„Mit all unserem Tun hinterlassen wir Spuren“, so Künstler und Moderator Klaus Weber, der bei seinem Schaffen darauf achte, dass die Spuren Schönheit und Sinn enthalten und dem Betrachter Freude bereiten. Sein Exponat aus Holz zeigt Engel und Affe. „Wir verwandeln uns dort, wo sich der fallende Engel und der aufsteigende Affe begegnen“, gibt es dazu als Erklärung.

In seiner Ansprache fragte Weber aber auch: „Warum heißt es eigentlich ,brotlose Kunst‘ und warum ist unsere Gesellschaft nicht imstande, Künstler entsprechend zu honorieren?“ Großen Dank richtete er an Erik Kadesch und die Gemeinde: Immerhin in Mörlenbach gebe es Anerkennung für die Kunst.

Und diese ist beim Walk of Art mächtig vielseitig: „Von Negieren bis Zelebrieren“, heißt es beispielsweise auf der bedruckten Aluverbundplatte von Martin Wessner. Er ist der Ansicht: „Menschen haben einen Standpunkt, eine bestimmte Perspektive.“ Mit seinen künstlerischen Arbeiten will Wessner daher den Betrachter dazu einladen, neue Standpunkte und neue Perspektiven zu entdecken und vermeintlich Bekanntes in einem neuen Look zu sehen.

Zwei Seiten einer Medaille

Sein Kollege Bodo Kalesse hat aus Europaletten und Acrylfarbe eine mit Blumen verzierte Sitzbank geschaffen. Dazu sagt er, dass er das großartige Gefühl der künstlerischen Freiheit und Freude, das er an der eigenen Kreativität empfinde, gerne teilen möchte. „Die Kunst ist eine Metapher für das Unsterbliche. Und Farbe ist eine Kraft, die direkt die Seele beeinflusst.“

Abtauchen, das ist hingegen beim Anblick von Rita Eberle-Wessners Exponat möglich. Die Künstlerin hat ein kunterbuntes Korallenriff gehäkelt und will damit auf die schützenswerte Natur aufmerksam machen. Denn Korallenriffe sind neben den Regenwäldern die artenreichsten Lebensräume der Welt. Es werden 400 000 Arten in den Riffen vermutet. Doch durch die Korallenbleichen der letzten Jahrzehnte sind viele Riffe jetzt schon stark geschädigt. Erwärmt sich die Erde um zwei Grad, werden 99 Prozent der Riffe sterben. „Wir bewundern die Schönheit und den Wert, verdrängen aber, dass wir sie durch den menschengemachten Klimawandel zerstören“, so die Künstlerin. Diesen thematisiert auch Marleen Schwamborn aus Reinheim in ihrem hölzernen Exponat. In ihrer Darstellung zeigt sie die zwei Seiten der Medaille: „Der Wandel, dargestellt durch das drehbare Bildteil. Das soll zeigen, dass kleine Änderungen große Veränderung bringen können“, sagt sie dazu. Gleich daneben setzt Berit Hartwig das Zitat „wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“ von Aristoteles um.

Käfer, Baum, Brille

Werner Hendler aus Fürth schuf einen „Wandelkäfer“ aus Netz, Metall und Draht. Der Lindenfelser Andreas Schmitt hält der Gesellschaft den Spiegel vor: Seine Klasse 7h der Mittelpunktschule Gadernheim hat die „Evolution des Menschen“ aus Holz dargestellt, während Brigitta Schilk aus Bonsweiher einen Wandelbaum gefertigt hat. Wenn der Wind durch seine Zweige weht, wandeln sich die bemalten Schwirrhölzer. Sie zeigen sich von allen Seiten und laden ein, sich selbst zu drehen und damit zu wandeln.

Ein sogenanntes „Wandelwunder“ hat Ed Steenkist geschaffen und Evi Church der Welt die rosarote Brille aufgesetzt. Dazu sagt sie: „Kunst schwebt in meinem Inneren. Verdichtet sich, vernetzt sich, wird zu einer Idee.“ Edita Tur hat eine Skulptur gefertigt und Mandy Berns-Baltz mit zahlreichen Mitwirkenden 1000 Kraniche für den glücklichen Wandel gefaltet.