Fußball

Hessenliga: Wer nicht will und wer nicht kann

Eine neue Entwicklung beim Aufstieg betrifft auch den SV Unter-Flockenbach, der im Abstiegskampf der Fußball-Hessenliga steckt.

Das wollen die Fans des SV Unter-Flockenbach am Donnerstag auch gegen Türk Gücü Friedberg wieder sehen: Linus Hebling bejubelt ein Tor (hier im Heimspiel gegen den FC Eddersheim). Bild: Philipp Reimer Foto: Philipp Reimer Photography
Das wollen die Fans des SV Unter-Flockenbach am Donnerstag auch gegen Türk Gücü Friedberg wieder sehen: Linus Hebling bejubelt ein Tor (hier im Heimspiel gegen den FC Eddersheim). Bild: Philipp Reimer

Der SV Unter-Flockenbach hat Glück, dass der kommende Gegner Türk Gücü Friedberg zwar einen Antrag für die Fußball-Regionalliga Südwest einreichte, aber dann nicht das erforderliche Ausweichstadion benannt hat. Auch für den FC Gießen, der am Sonntag beim SVU zu Gast ist, geht es um nichts mehr. Was ist da los in der Hessenliga?

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Der Reihe nach: Im vorletzten Heimspiel braucht der SV Unter-Flockenbach an Christi Himmelfahrt (Anpfiff ist morgen schon um 15 Uhr) die drei Punkte gegen den Tabellenvierten Türk Gücü Friedberg, um im Kampf um den Klassenerhalt eine Chance zu wahren.

Die Gäste aus Friedberg haben keine Aufstiegschance mehr – und dass, obwohl der Tabellenzweite FC Gießen am Montag verkündete, auf die Relegation zu verzichten, weil man sich lieber in der Hessenliga weiter konsolidieren möchte. Als Aufsteiger steht somit im ersten Jahr gleich die U21 von Eintracht Frankfurt fest, die sich aber sowieso die Meisterschaft gesichert hätte. Der Tabellendritte FSV Fernwald und der Fünfte Eintracht Stadtallendorf beantragten erst gar keine Lizenz für die Regionalliga. Das tat zwar Türk Gücü Friedberg (die Mannschaft war bis zum elften Spieltag Tabellenführer). Doch nachdem der Abstand auf Platz zwei immer größer wurde (inzwischen 15 Punkte), verfolgte man die Pläne für ein erforderliches Ausweichstadion nicht weiter.

Kein Relegationsteilnehmer

Somit gibt es in diesem Jahr keinen Relegationsteilnehmer aus der Hessenliga. Die Oberliga Baden-Württemberg (aktuell SG Sonnenhof Großaspach) und Rheinland-Pfalz/Saar (aktuell TuS Koblenz) suchen stattdessen in einem Hin- und Rückspiel den vierten Aufsteiger.

Inwieweit die Aufgaben gegen Friedberg und Gießen durch die aktuelle Entwicklung etwas leichter werden könnten, das vermochte Unter-Flockenbachs Trainer Mirko Schneider nicht zu sagen. Überhaupt schaut der Coach lieber auf seine Mannschaft, die es ihm zumindest auswärts nicht leicht macht. Ja, es ist Schneider fast schon ein wenig peinlich, wie seine Mannschaft in der Fremde auftritt. 28 Gegentore gab es in den letzten vier Auswärtsspielen gegen Eintracht Stadtallendorf (2:4), Eintracht Frankfurt U21 (0:12), KSV Baunatal (1:6) und zuletzt beim 1:6 gegen den SV Steinbach – seit Sonntag ist damit auch die 100-Tore-Grenze gefallen: 103 Gegentreffer sind der mit Abstand schlechteste Wert der Klasse.

Wenigstens zählt das Torverhältnis bei Punktgleichheit nicht, sondern der direkte Vergleich. „Aber es ist nicht gerade aufbauend“, sagt Schneider, der mit seinem Trainerteam keine Erklärung für die zwei Gesichter des SVU hat. „In den vergangenen Jahren ging es nur nach oben. Man muss aber auch verlieren können“, sagt der Trainer. Das heißt aber nicht, dass man gleich auseinanderfallen muss. So wie in Steinbach, als nach einem Doppelschlag gleich nach der Pause zum 1:4 die Köpfe runtergingen. „Wir haben super ins Spiel gefunden und auch 1:0 geführt. Dann passieren zwei Fehler, als schon im Mittelfeld nicht angegriffen wird, und es steht 1:2“, blickt der Coach auf die Schnitzer im Abwehrverhalten zurück.

Frühschoppen am Vatertag

Jetzt sind die Flockis wie üblich zu Hause unter Druck, in den letzten drei Spielen wurde aber auf dem Wetzelsberg voll abgeliefert. Mit dem zehnten Heimsieg will der SVU gegen Friedberg zumindest wieder auf den Relegationsplatz kommen. Für Fabio Schaudt, der gegen Steinbach in der Pause wegen einer anhaltenden Oberschenkelverhärtung aus dem Spiel musste, soll Ilias Tzimanis in die Innenverteidigung rücken, der zuletzt beruflich verhindert war.

Nik Schneider ist seit drei Wochen beruflich in Köln und kann nicht trainieren, „daher kann ich ihn eigentlich auch nicht den anderen vorziehen“, sagt Schneider, für den sich die Mannschaft fast schon wieder von selbst aufstellt.

Am Donnerstag dürfte es auf dem Wetzelsberg jedenfalls eine große Zuschauerkulisse geben, denn der SV Unter-Flockenbach lädt ab 11 Uhr zum Vatertagsfrühschoppen ein – und Schneider hat schon von einigen Wandergruppen gehört, die nachmittags den Sportplatz ansteuern wollen. Von daher wurde auch der Anpfiff von 17 Uhr auf 15 Uhr vorgezogen.

Noch zu Gruppenliga-Zeiten hat Mirko Schneider mit dem SV Unter-Flockenbach zweimal den Klassenerhalt am letzten Spieltag geschafft – er hofft auf ein drittes Mal, wenn es im letzten Spiel in seiner Trainerkarriere am Pfingstsamstag zum SV Hadamar geht. Aber vielleicht gibt es auch eine Verlängerung in der Relegation, denn die wird im Gegensatz zum Aufstieg gespielt.