Handball

Der Spitzensport ist zurück beim TSV Birkenau

Am 27. Juli feiern die Odenwälder Handballer gleich zwei Jubiläen. Zu diesem Anlass trifft eine Regionalauswahl auf den Bundesligisten Frisch Auf Göppingen.

In Birkenau erlernte der zwölffache Nationalspieler Michael Spatz einst das Handball-ABC. Schon im Januar 2017 kehrte er im Trikot einer „All Star“-Auswahl in die Langenberghalle zurück. Am 27. Juli schnürt der heutige Geschäftsführer von Zweitligist TV Großwallstadt nun noch einmal an dem Ort die Hallenschuhe, wo er den Grundstein für seine spätere Profikarriere legte. Foto: Sascha Lotz
In Birkenau erlernte der zwölffache Nationalspieler Michael Spatz einst das Handball-ABC. Schon im Januar 2017 kehrte er im Trikot einer „All Star“-Auswahl in die Langenberghalle zurück. Am 27. Juli schnürt der heutige Geschäftsführer von Zweitligist TV Großwallstadt nun noch einmal an dem Ort die Hallenschuhe, wo er den Grundstein für seine spätere Profikarriere legte.

Die letzten Wochen waren alles andere als leicht für den TSV Birkenau: Der Abstieg der ersten Männer-Mannschaft in die Handball-Verbandsliga bedeutet einen herben Einschnitt in der nunmehr 138-jährigen Geschichte des Traditionsvereins. Und auch der Zeitpunkt des Abstiegs aus der Badenliga schmerzt gewaltig. Denn eigentlich gibt es im Sommer 2024 reichlich Grund zum Feiern bei den Birkenauer Handballern: Vor 60 Jahren feierte der TSV schließlich erstmals den Gewinn der Süddeutschen Feldhandball-Meisterschaft.

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Zehn Jahre später – genauer gesagt: am 24. August 1974 – setzten die Mannen um Trainer Helmut Rück dem TSV dann sogar die „große“ Krone auf: Im Endspiel um die Deutsche Feldhandball-Meisterschaft besiegten die Odenwälder den SV 1946 Crumstadt im Weinheimer Sepp-Herberger-Stadion vor mehr als 4000 Zuschauern mit 16:14 (8:4).

Helmut Rück im Jahr 1984 als Trainer der Regionalliga-Mannschaft des TV Hemsbach. Foto: WN-Archiv
Helmut Rück im Jahr 1984 als Trainer der Regionalliga-Mannschaft des TV Hemsbach.

Der TSV war Deutscher Meister. Maßgeblichen Anteil am Titelgewinn hatte neben Erfolgscoach Rück, der unlängst seinen 80. Geburtstag feierte, vor allem Torjäger Wolfgang Spatz, der acht der 16 Endspieltreffer markierte.

Organisationsteam kümmert sich

Fast schon klar, dass der Verein das Doppel-Jubiläum im Sommer 2024 gebührend feiern will – und auch feiern wird.

Erste Einblicke ins Festprogramm, bei dem neben der Ehrung der beiden Meister-Mannschaften natürlich auch der Sport nicht zu kurz kommen soll, gewährte das eigens zu diesem Anlass gegründete Organisationsteam um seinen Vorsitzenden Roland Weber (zuständig für den sportlichen Bereich), Prof. Dr. Peter Kadel (Konzept und Organisation), Eugen Berbner (Finanzen, Versicherungen und Steuer), Jonas Böhm, Frank Jöst (Wirtschaftsbetrieb und Veranstaltungstechnik) sowie Daniel Götz (Öffentlichkeitsarbeit und Werbung) am Montagvormittag in den Räumlichkeiten der Birkenauer Sparkassen-Filiale.

Termin ist demnach der 27. Juli (Samstag), gefeiert und gespielt wird rund um die Langenberghalle und die benachbarte Hermann-Sattler-Halle.

Förderverein trägt Verantwortung

„Wir planen auf sehr hohem Niveau. Unsere Hoffnung ist, dass man noch lange über dieses Event sprechen wird – sofern das vielversprechende Konzept fort- und dann auch tatsächlich umgesetzt wird“, zeigte sich Weber selbst von der bisherigen Arbeit des Teams „beeindruckt“. Rekrutiert wurden alle Ehrenamtlichen aus den Reihen des TSV-Fördervereins, der wiederum für den gesamten Ablauf verantwortlich ist, die erforderlichen Verträge abschließt – und somit auch das finanzielle Risiko trägt.

Erklärtes Ziel der Organisatoren ist nicht zuletzt deshalb „eine schwarze Null“ (Weber), wenngleich es den Machern vor allem ums Image des Vereins geht, wie Kadel und Weber unterstrichen.

Das Organisationsteam und die wichtigsten Unterstützer beim Pressetermin am Montagvormittag. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Das Organisationsteam und die wichtigsten Unterstützer beim Pressetermin am Montagvormittag.

„Es soll ein Fest werden, bei dem wir an die großen Erfolge unseres Vereins erinnern“, sagte Kadel. Mit Blick auf die jüngste Entwicklung des Männer-Teams („Da blutet einem schon manchmal das Herz“) fügte Weber hinzu: „Wir wollen den Birkenauern endlich wieder Spitzenhandball bieten.“ Die Besucher sollten das Festgelände am Abend des 27. Juli mit einem „guten Gefühl“ verlassen, so Weber weiter. „Sie sollen feststellen: Das war geil.“

Namhafte Spieler für die Regionalauswahl

Sogleich präsentierte das Orga-Team dann auch die Namen einer Regionalauswahl, die vom neuen TSV-Trainer Stefan Pohl zusammengestellt wurde, und deren namhaften Gegner. Kein Geringerer als Bundesligist Frisch Auf Göppingen, einst ein „langjähriger Weggefährte“ der Birkenauer, wird demnach im Rahmen seiner Saison-Vorbereitung im Dorf der Sonnenuhren seine Zelte aufschlagen und im Rahmen eines einwöchigen Trainingslagers auch das Testspiel gegen die Regionalauswahl bestreiten.

Theo Straub steht im Kader der Regionalauswahl.
Theo Straub steht im Kader der Regionalauswahl.

Ursprünglich sei nur eine Bergsträßer Kreisauswahl vorgesehen gewesen, ließ das Organisationsteam am Montag verlauten, doch angesichts des Gegners, der erhofften 1000 Zuschauer und der eigenen Ambitionen habe man Pohl und dessen Kontakte „angezapft“. Herausgekommen ist eine Mannschaft, die getrost als das „Who is who“ der Handball-Region bezeichnet werden kann.

Mit dabei sind neben dem Weinheimer Theo Straub (Eulen Ludwigshafen) auch Kevin Bitz und Philipp Ulrich, die am Samstag erst bei der SG Leutershausen verabschiedet wurden, sowie die Lokalmatadoren Jonas Böhm und Timo Fritsche. Mit von der Partie ist überdies Roko Peribonio, Sohn der Birkenauer Torwart- und Trainerlegende Tonci Peribonio.

Gleich neun Spieler wurden im Rahmen des letzten Saisonspiels der SG Leutershausen in der Heinrich-Beck-Halle gebührend verabschiedet (v.l.n.r.): Patrick Buschsieper, Max Schmitt, Kevin Bitz, Yannick Stippel, Jonathan Scholz, Lucas Bauer, Philipp Ulrich, Gianluca Pauli. Foto: Steffen Hoffmann
Gleich neun Spieler wurden im Rahmen des letzten Saisonspiels der SG Leutershausen in der Heinrich-Beck-Halle gebührend verabschiedet (v.l.n.r.): Patrick Buschsieper, Max Schmitt, Kevin Bitz, Yannick Stippel, Jonathan Scholz, Lucas Bauer, Philipp Ulrich, Gianluca Pauli.

Und auch Ex-Nationalspieler Michael Spatz, Sohn des Top-Torschützen des Endspiels von 1974 und mittlerweile Geschäftsführer des Zweitligisten TV Großwallstadt, wird am 27. Juli noch einmal zu seinen sportlichen Wurzeln zurückkehren. Beim TSV Birkenau erlernte der zwölffache Nationalspieler in den 80er Jahren schließlich das Handball-ABC.

Bundesliga-Schiris pfeifen

Und wie es sich für ein Spiel eines Handball-Bundesligisten wie Frisch Auf Göppingen gehört, sollen an diesem Abend – Spielbeginn ist um 18 Uhr, die Zuschauer werden aufgrund der vorherigen Ehrungen gebeten, bereits um 17.30 Uhr in der Halle zu sein – auch die Unparteiischen ein „angemessenes Niveau“ mitbringen. So hat das Orga-Team beim Deutschen Handball-Bund eigens eine Sondergenehmigung erlangt, wonach die früheren Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Pittner und Christian Moles noch einmal zur Tat schreiten dürfen.

Bereichsdirektor Knut Roggatz (links), der selbst früher beim TSV Birkenau Handball gespielt hat, Stiftungs-Managerin Andrea Held und der Leiter der Birkenauer Sparkassenfiliale Markus Morckel (Zweiter von rechts) übergeben den Spendenscheck der Sparkassenstiftung Starkenburg über 6000 Euro an Eugen Berbner (Zweiter von links) und Roland Weber vom Organisationsteam des Fördervereins des TSV Birkenau. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Bereichsdirektor Knut Roggatz (links), der selbst früher beim TSV Birkenau Handball gespielt hat, Stiftungs-Managerin Andrea Held und der Leiter der Birkenauer Sparkassenfiliale Markus Morckel (Zweiter von rechts) übergeben den Spendenscheck der Sparkassenstiftung Starkenburg über 6000 Euro an Eugen Berbner (Zweiter von links) und Roland Weber vom Organisationsteam des Fördervereins des TSV Birkenau.

Abgerundet wird das Doppel-Jubiläum schließlich mit einem gemütlichen Beisammensein auf dem Freigelände zwischen den beiden Hallen. Bei schlechtem Wetter könne der Ausklang weitgehend problemlos in die umliegenden Hallen verlegt werden, hieß es vonseiten des Orga-Teams.

Warum kein Feldhandball-Spiel?

Bleibt die Frage, warum das Jubiläumsspiel nicht als Feldhandball-Partie ausgetragen wird. Man habe sich tatsächlich mit diesem Thema beschäftigt, so Weber und Kadel, der am Montag anhand eines TV-Beitrags aus den 60er Jahren an die längst in Vergessenheit geratene Sportart erinnerte. Doch: „Uns war recht schnell klar, dass wir den Tannebuckel bis dahin nicht wieder in Schuss bekommen würden“, so Weber.

Zudem seien die „Ehemaligen“, die den Sport einst auch betrieben, hierzu heute gesundheitlich nur noch teilweise in der Lage. „Von daher haben wir uns früh dazu entschieden, in der Halle zu spielen.“

Den meisten Zuschauern dürfte die Spielfläche letztlich weitgehend egal sein. Hauptsache, der TSV wird danach tatsächlich wieder mit Spitzenhandball in Verbindung gebracht.

Eintrittskarten für das Jubiläumsspiel am 27. Juli gibt es ab dem 27. Juni zum Einheitspreis von 12 Euro (ab dem Schulalter) in der Birkenauer Sparkassen-Filiale (Hauptstraße 92), beim Tierparadies Trost (Hauptstraße 85) sowie im Kartenshop der DiesbachMedien, Friedrichstraße 24, Weinheim.