Weinheim

Wie soll sich die Innenstadt von Weinheim entwickeln?

Auftakt unserer Serie zur Gemeinderatswahl in Weinheim. Wie stellen sich die Parteien und Wählervereinigungen die Zukunft vor? Beim Auto gibt es die größten Unterschiede.

Der Amtshausplatz (links im Bild) ist eine der innerstädtischen Parkflächen, über die es in der Vergangenheit immer wieder Diskussionen gab. Vor allem der Einzelhandel warnt davor, diese Fläche zu bebauen, weil dies Kunden abschrecken könnte. Foto: Philipp Reimer
Der Amtshausplatz (links im Bild) ist eine der innerstädtischen Parkflächen, über die es in der Vergangenheit immer wieder Diskussionen gab. Vor allem der Einzelhandel warnt davor, diese Fläche zu bebauen, weil dies Kunden abschrecken könnte.

Für die Gemeinderatswahl am 9. Juni möchte die Lokalredaktion der Weinheimer Nachrichten wieder einen Beitrag zur Meinungsbildung leisten. Am besten gelingt dies erfahrungsgemäß beim direkten Vergleich der Standpunkte und Ziele der Parteien und Wählervereinigungen. Im Rahmen einer fünfteiligen Serie wollen wir unseren Lesern diesen direkten Vergleich ermöglichen.

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Im ersten Teil haben wir die Parteien und Wählervereinigungen, die bei der Gemeinderatswahl antreten, gefragt: „Wie stellen Sie sich die Zukunft der Weinheimer Innenstadt hinsichtlich Mobilität und Entwicklung der oberirdischen Parkplätze vor?“ Hier die Stellungnahmen:

Das sagen die Grünen

In der Zukunftswerkstatt entwickelten viele Bürger klare Vorstellungen zur Zukunft der Weinheimer Innenstadt: „Im Rahmen der Beteiligung wurde vielfach der Wunsch geäußert, die Innenstadt Weinheims vom Autoverkehr zu entlasten. Gleichzeitig sollen Nachteile für Einzelhandel und Gastronomie vermieden werden. Ein Konflikt, der beispielsweise durch die stärkere Nutzung der vorhandenen Parkhäuser entkräftet werden kann.“ So steht es im Städtebaulichen Rahmenplan, der im Oktober 2023 von allen Parteien im Gemeinderat beschlossen wurde. Daran möchten auch wir verlässlich unsere Politik ausrichten. Wir möchten die Innenstadt für Bewohner und Kunden attraktiv erhalten. Hierfür ist jedoch nicht die Anzahl oberirdischer Stellflächen ausschlaggebend, sondern dass die Menschen sich wohlfühlen, wenn sie hier wohnen, arbeiten oder einkaufen. Wir möchten daher den ÖPNV stärken durch kostenlose Angebote an den Wochenenden.

Wir möchten zudem die Erreichbarkeit für den Fuß- und Radverkehr verbessern und gemeinsam mit dem Einzelhandel neue Konzepte entwickeln, um mehr Autos in die Parkhäuser und Tiefgaragen zu bringen. Die oberirdischen Parkplätze sind in Weinheim gut ausgelastet, während Parkhäuser und Tiefgaragen freie Kapazitäten haben. Wir möchten das Parken im Parkhaus zukünftig preiswerter ermöglichen als Parken im Straßenraum und auf ebenerdigen Stellplätzen. Wir verstehen Mobilität als ein Thema, das Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV und Autos gleichermaßen betrachtet. Der zunehmende Anteil an elektrisch unterstützten Fahrrädern ermöglicht es, bequem auch etwas längere Strecken und Steigungen zu überwinden. Um mehr Menschen fürs Radfahren zu gewinnen, braucht es sichere, attraktive Wege und attraktive Abstellanlagen. Die Sicherheit des Fußverkehrs wollen wir verbessern, indem wir für breite und freie Gehwege sorgen. Um weg zu kommen von einer Auto-zentrierten Sicht, wären regelmäßige Touren des Gemeinderats angebracht, auf dem Fahrrad und zu Fuß durch unsere Stadt.

Die Stellungnahme der Freien Wähler

Mobilität und Entwicklung oberirdischer Parkplätze beeinflussen direkt das Leben in der Geschäftswelt unserer Innenstadt. Im Rahmenplan steht: „Je geringer die Attraktivität des Autoverkehrs ausfällt, desto attraktiver werden automatisch die alternativen Mobilitätsarten.“ Man könnte auch ergänzen, desto unattraktiver wird die Weinheimer Innenstadt, was wiederum einen direkten Einfluss auf Gewerbesteuern hat. Das Zitat des Rahmenplans ist für eine lebendige Innenstadt schädlich. An- und Abfahren der Geschäfte, aber auch von Ärzten, Ämtern oder anderen Einrichtungen ist von zentraler Bedeutung. Dies gilt für fast alle, aber besonders für ältere und behinderte Menschen sowie für den An- und Abtransport von Waren. Bereits heute gibt es für eine Reihe von Geschäften größere Schwierigkeiten, wenn man in der autofreien Hauptstraße vorab Bestelltes einfach nur abholen will. Eine einfache Fahrt zu einem Halteplatz vor einem Geschäft ist nicht möglich, da man dort keinen Halteplatz findet.

Geschäftsnahe Parkplätze sind Anreize für einen Einkauf in der Innenstadt und deshalb wesentlich, um der Konkurrenz im Rhein-Neckar-Zentrum und dem wachsenden Online-Handel Paroli zu bieten. Weinheims Kunden kommen nicht nur aus der Kernstadt, sondern aus einem Umkreis von rund zehn Kilometern. Macht man ihnen das Parken schwer, bleiben sie fort oder fahren gleich ins RNZ. Zentrale Parkmöglichkeiten wie Amtshausparkplatz und die Parkplätze im Bereich der Institutstraße müssen erhalten bleiben. Sie könnten durch Parkhäuser wie im Karlsberg-Carré ergänzt werden. Entsprechendes sollte für den Parkplatz an der Luisenstraße gelten. Für das Geschäftsleben der Innenstadt sind die Parkplätze lebenswichtig. Leben und Erreichbarkeit bestimmen die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Die Freien Wähler Weinheim befürworten einen moderaten Ausbau der oben skizzierten Parkmöglichkeiten, um das Leben in der Innenstadt zu erhalten, und um den Besuch von Ärzten und Ämtern wie das Einkaufen in den Geschäften zu ermöglichen.

CDU

Die Mobilität muss für alle Verkehrsteilnehmer gewährleistet sein. Dazu gehört eben auch das Kraftfahrzeug. Die Anzahl der Fahrzeuge nimmt weiterhin zu, auch wenn die Antriebsart wechselt. Die oberirdischen Parkplätze sind daher unverzichtbar. Zum Beispiel für Kurzeinkäufer ist der oberirdische Parkplatz geradezu prädestiniert. Die Weinheimer Innenstadt und die Außenbezirke können auf diese Parkplätze nicht verzichten, um ein Ausweichen der Kaufinteressenten, beispielsweise nach Viernheim, zu vermeiden.

SPD

Unsere Stadt ist von ihrer Topografie nicht gerade einfach. Aus diesem Grund kann man auch nicht von allen Bürgern verlangen, zu Fuß oder per Fahrrad in die Innenstadt zu kommen. Das bedeutet, wir werden Weinheim so gestalten müssen, dass sich Autos, Fahrräder und Fußgänger ergänzen können. Besonders wichtig ist ein guter und den Erfordernissen angepasster ÖPNV. Wenn dies alles in den Blick genommen wurde, dann kann man über die Neugestaltung von den oberirdischen Parkplätzen nachdenken. Innenverdichtung – sprich Wohnbebauung mit angemessenem Grünbepflanzung – wäre für uns in diesem Fall eine ideale Lösung, denn eine saubere und grüne Innenstadt verbessert die Aufenthaltsqualität und tut allen gut.

FDP

Für Weinheim als Mittelzentrum sind die verkehrliche Erreichbarkeit (Mobilität) in der Innenstadt und der Erhalt von Parkplätzen für Geschäfte und die Gastronomie wichtig. Dabei ist festzustellen, dass, was diese Fragen betrifft, heute von einem guten Stand ausgegangen werden kann. Die Innenstadt-Standorte sind über das Straßensystem gut erreichbar, es gibt ein gutes Angebot an Parkplätzen in Parkhäusern und auf offenen Parkplätzen, das Busliniensystem ist flächendeckend und es gibt ein Leih-Fahrradangebot und Radwege. Es gilt, diesen Stand zu erhalten. Die Optimierung von Ampelschaltungen (an der B 3) und mehr Investitionen für die Instandhaltung der Straßen stehen auf der Wunschliste der FDP. Ein besonderes Anliegen ist die Erhaltung des vorhandenen Parkplatzangebots. Dabei ist die FDP offen für eine weitere städtebauliche Entwicklung und Neugestaltung durch teilweise Überbauung auch von offenen Parkplätzen im Innenstadtbereich, wenn das Parkplatzangebot im bisherigen Umfang erhalten bleibt (Beispiel: Amtshausplatz). Entwicklungsnotwendigkeiten sieht die FDP bezüglich der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Diese ist weiter auszubauen. Durch die Entwicklung hin zum E-Bike nimmt auch im hügeligen Gelände der Weinheimer Innenstadt der Fahrradverkehr zu. Eine Ergänzung des Radwegenetzes und die Einrichtung weiterer Fahrradparkplätze werden deshalb befürwortet.

Wählervereinigung Mehr Demokratie (WMD)

Aktuell ist die Innenstadt gut aufgestellt. Die Aufenthaltsqualität ist hoch mit Spielraum nach oben. Eine gute Erreichbarkeit ist wichtig. Sowohl mit dem Auto, als auch zu Fuß, per Fahrrad, dem Motorrad und dem ÖPNV. Die vorhandenen oberirdischen Parkplätze sollten nach Möglichkeit erhalten bleiben. In manchen Bereichen sind diese zu schmal und gehören an aktuelle Bedürfnisse angepasst. Bedarf besteht gerade im Marktplatzbereich an weiteren Abstellanlagen für Fahrräder plus Lademöglichkeit für E-Bikes. Die Grünecke neben der Treppe zur Kirche, wo ein seit Jahrzehnten ungenutzter Brunnen steht, wäre durchaus geeignet für überdachte Fahrradständer. Bewirtschaftete Parkplätze sollten nach Möglichkeit mit einer Parking-App gekoppelt sein, damit diese in Verbindung mit Navigationssystem gezielt angefahren werden können. Das spart unnötigen Suchverkehr und reduziert Lärm und Abgasemissionen.

Die Parkplätze am Amtshausplatz und am Roten-Turm/Hermannshof wollen wir keinesfalls bebauen. Denn diese werden insbesondere für die Kerwe und andere Veranstaltungen gebraucht. Tiefgaragen an diesen Stellen wären zwar wünschenswert, scheiden aber auf absehbare Zeit allein aus Kostengründen aus. Des Weiteren muss akzeptiert werden, dass viele Menschen das Parken an der Oberfläche bevorzugen. Nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern weil es meistens an der frischen Luft viel angenehmer ist. In den Sommermonaten ist der Bedarf an Stellplätzen für motorisierte Zweiräder höher. Je nach Jahreszeit muss entsprechend agiert werden. Ein Angebot an Schließfächern in der Innenstadt wäre ein Gewinn für alle. Denn so könnten Leute, die zu Fuß oder mit dem ÖPNV zum Einkaufen in die Innenstadt kommen, ihre Einkäufe zwischenlagern. Plätze in der Innenstadt müssen in einem guten Zustand gehalten und nach Möglichkeit weiterentwickelt werden. Mit passender Begrünung und Möblierung laden sie zum Verweilen ein.

Die Linke

Moderne Stadtplanung zielt auf Innenstädte, die vor allem für den nicht-motorisierten Verkehr attraktiv gemacht werden. Fußgängerzonen, Fahrradstraßen, gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gehören genauso dazu wie Sitzgelegenheiten unter Schattenspendern, Begrünung, Plätze zum Spielen für Kinder und zum Chillen für Jugendliche. Das macht Innenstädte attraktiv und erhöht die Verweildauer dort, was dem Einzelhandel und der Gastronomie zugutekommt. Die Linke will im Grundsatz eine Entwicklung unserer Innenstadt, die in diese Richtung weist. Darum ist es uns Recht, wenn der Autoverkehr vermehrt zu den Parkhäusern in und um die Innenstadt gelenkt wird. Der Parkplatz in der Luisenstraße sollte überplant und unter die Erde verlegt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Existenz des Café Central nicht gefährdet wird. Die Anbindung der Innenstadt an den öffentlichen Nahverkehr ist gut, kann aber noch besser werden. So wären aus unserer Sicht eine mögliche Busverbindung vom Alten OEG-Bahnhof in die Innenstadt und ein Halt am Bodelschwingh-Heim zu prüfen.