Odenwald

1000 Menschen bei Demonstrationen gegen rechts in Rimbach und Wald-Michelbach

Bei Kundgebungen im Odenwald gehen insgesamt 1000 Menschen auf die Straße, um der Demokratie den Rücken zu stärken.

Bunte Fahnen, vielfältige Transparente: So sah es gestern in Rimbach aus. Foto: Fritz Kopetzky
Bunte Fahnen, vielfältige Transparente: So sah es gestern in Rimbach aus.

Auch wenn das Wetter gestern Nachmittag nicht unbedingt mitspielte, so hatten die Aufrufe zu zwei Kundgebungen, eine im Weschnitztal, eine im Überwald, doch eine große Resonanz: Insgesamt brachten sie gut 1000 Menschen auf die Straßen.

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Gegen Wahrheitsverdreher

700 davon versammelten sich auf dem Rimbacher Marktplatz. Hier hatte „Denkmol! Demokratisches Netzwerk Weschnitztal“ zur Versammlung gegen rechts aufgerufen; auf der Bühne standen sowohl Musiker als auch einige der Initiatoren mit kurzen Stellungnahmen als Antwort auf die Frage: „Warum bin ich hier?“ Eine Frau betonte, wegen ihres sechs Monate alten Sohns da zu sein und für dessen Zukunft sorgen zu wollen; jemand anderes brachte es auf diesen Nenner: „Menschenwürde ist die Basis der Demokratie.“ Auch Gemeindevertretervorsitzende Andrea Dudszus bekannte Farbe: „Ich bin heute hier, weil ich an die Demokratie glaube.“

Die musikalische Familie Schaab von der Mitlechterner Dorfschänke sorgte mit Klassikern wie „Imagine“ oder der abgewandelten Odenwald-Hymne „Schäi wie dehoam“ für Stimmung, und der „Blasse Bertram“ alias Roland Junghans schlug erst deftig-rockige Töne an, bevor er eine wortgewaltige Wutrede gegen „gewiefte Wahrheitsverdreher und -verweigerer“ hielt, welche die Demokratie mit deren eigenen Mitteln unterlaufen wollten. Es gelte, sich ihnen in den Weg zu stellen – anders, als es frühere Generationen getan hätten, Generationen von „Wegguckern und Nixwissern“.

Er plädierte dafür, sich an diejenigen unter den möglichen Rechts-Wählern zu wenden, „die es noch nicht besser wissen“. Dagegen sollte man denen entgegentreten, die Neid, Wut und Hass schüren: „Wir verschwenden keine Zeit mehr, es ihnen zu erklären. Bienen verschwenden auch keine Zeit damit, Fliegen zu erklären, warum Honig besser schmeckt als Scheiße.“

Es war eine friedliche, geradezu harmonische Demonstration, die zum Schluss in begeisterten Beifall mündete. Denn Junghans appellierte an die Menschen, für ihre eigenen Werte einzustehen und sich notfalls unbeliebt zu machen. Denn er war sicher: „Wir werden eine Wende einleiten, eine Wende zum Guten!“

„Paradiesvogel statt Reichsadler“

„Nie wieder ist jetzt!“ Dieser Ausruf wurde am Sonntagnachmittag mehrere Male aus der Menge in Wald-Michelbach herausgerufen. Einige Menschen hatten Protestschilder mitgebracht: „Paradiesvogel statt Reichsadler“, „Bunt is de Ourewald schenner“ und „25 Prozent zu viel“ – es gab aber auch drastischere Sprüche darauf zu lesen.

Rund 300 Menschen hatten sich auf dem Platz zwischen den Kirchen getroffen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Organisatorin Heike Langer (rechts) war von der Resonanz überwältigt. Foto: Fritz Kopetzky
Rund 300 Menschen hatten sich auf dem Platz zwischen den Kirchen getroffen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Organisatorin Heike Langer (rechts) war von der Resonanz überwältigt.

Die Äußerungen, die sie im Alltag beim Brötchenholen oder im Fitnessstudio mitbekämen, seien erschreckend, berichtete ein Ehepaar aus Siedelsbrunn, das an der Kundgebung teilnahm. Bei einem Großteil AfD-Sympathisanten mische sich ihrer Meinung nach Unzufriedenheit mit der Ampelregierung mit kritischer Haltung gegenüber der Migrationspolitik.

Denn im Licht der hessischen Landtagswahl im Oktober, bei der die AfD 25 Prozent der Wählerstimmen aus Wald-Michelbach erhielt und hessenweit auf dem zweiten Platz landete, und der im Januar bekannt gewordenen „Remigrationspläne“ hatte das Veranstalter-Team um Heike Langer (Freie Wähler Gemeinschaft), bestehend aus Menschen von allen Seiten des demokratischen Spektrums, die Bevölkerung zu einer Kundgebung auf den Platz zwischen den Kirchen eingeladen – und rund 300 Menschen waren dieser Einladung gefolgt. Langer war „überwältigt und erleichtert“, sagte sie im Anschluss.

Alles lief friedlich ab, es gab keinerlei Vorfälle, wie die Beamten in beiden Gemeinden am Schluss bestätigten.